Im letzten Artikel haben wir von unserer Zeit auf Elba, Giglio und Korsika berichtet und wie wir es pünktlich nach Sardinien geschafft haben, um unsere Gäste in Empfang zu nehmen. Es ist der 23. Juni und wir ankern nach wie vor bei Starkwind in der Bucht von Pittulongu. Annette und Lahjan kommen per Taxi zum Strand, wo Christoph sie bei 25 Knoten Wind mit dem Dinghy abholt. Es wird ein feuchtfröhlicher Einstieg für die beiden, denn bei der Fahrt mit dem voll beladenen Dinghy durch die windige Bucht bleibt keiner trocken.
Die Küste gen Süden
Am nächsten Tag ist der Wind weiter zurückgegangen und die Wassersportveranstaltung, die den freien Pier in Olbia blockiert hat, ist beendet. Wir motoren das kurze Stück in die Stadt und legen längsseits an. Es wird für uns die erste Nacht dieser Saison, die wir nicht vor Anker verbringen. Es ist zudem eine super Gelegenheit, endlich mal wieder unsere Fahrräder zu benutzen und so radeln Lahjan und Christoph zum Decathlon am anderen Ende der Stadt. Ehrlich gesagt ist die Strecke nicht wirklich zu empfehlen, denn man kommt nicht um die stark befahrenen Schnellstraßen herum. Ein Radweg scheint sich aber zumindest gerade im Bau zu befinden. Christoph kauft sich ein Paar einfache Flossen zum Tauchen und für Lahjan springt noch ein Basecap seines Lieblings Basketballvereins der Lakers heraus.
Wir bleiben nur zwei Nächte in Olbia, denn es ist heiß und wir haben riesiges Verlangen danach irgendwo vor Anker zu liegen und in kristallklares Wasser zu springen. Die lange Ausfahrt aus der Bucht von Olbia motoren wir und setzen Kurs auf die kleine Insel Tavolara.
Tavolara galt einst als das kleinste Königreich Europas und auch heute noch gehören die 15 - 20 Personen, die nach wie vor auf der Insel wohnen, zur Familie Bertoleoni, des einstigen Königs. Eigentlich würden wir den gigantischen Fels der Insel gerne etwas hinaufwandern, doch wir finden keinen öffentlichen Zugang zu einer Wanderroute. Wir bleiben zwei Nächte vor Tavolara, bevor es uns weiter nach Süden zieht. Für unsere Gäste kommt jetzt die erste kleine Segeletappe, da wir bis hierhin gemeinsam nur kurze Strecken unter Motor zurückgelegt haben. Bei angenehmen Bedingungen segeln wir einen kurzen Schlag in die Bucht von Capo Coda Cavallo.
Annette, Lahjan und Christoph üben sich im Freitauchen und werden dabei von Tag zu Tag besser. Es entwickelt sich ein Spiel: Wer schafft es wie tief? Wer kommt bis zum Anker? Wie weit kann man sich an der Ankerkette herabziehen?
Die nächsten Tage hangeln wir uns weiter in kurzen Schlägen die Küste hinab, denn wieder einmal ist Starkwind angesagt und wir möchten davon so wenig wie möglich abbekommen. Bevor der Starkwind bei uns ankommt, müssen wir noch einmal an unserer Bimini etwas nachnähen, denn unsere provisorische Reparatur löst sich bereits wieder auf. Zum Glück kann Annette mit ihrer Näherfahrung glänzen und zeigt uns einen Stich, der hält. Annette und Elvira nähen im Wechsel an Ort und Stelle und so ist die Bimini schnell wieder gerüstet für den kommenden Wind.
Wir beschließen, bis La Caletta zu segeln, um dem aufkommenden Sturm dort bestmöglich aus dem Weg zu gehen. Auf dem Weg dorthin passieren wir einen Ort mit einer hochgelegenen Burg, den wir uns später gerne mit dem Bus genauer ansehen möchten.
In der Bucht von La Caletta ankern zunächst nur wenige Boote, doch das ändert sich schnell, da zunehmend Schiffe einfahren, um hier Schutz vor dem nahenden Sturm zu suchen.
Mit dem Dinghy starten wir Großeinkäufe im örtlichen Supermarkt und füllen mehrfach unsere zwei 20 L Wasserkanister auf. Da wir bisher keinen Wassermacher haben, nutzen wir in der Regel jede Gelegenheit, um unsere Wasservorräte günstig aufzufüllen.
Wir liegen in der Bucht von La Caletta gut geschützt, doch im Starkwind möchten wir das Boot dennoch nicht für längere Ausflüge alleine lassen. Daher muss der geplante Ausflug zur Burg im Nachbarort zunächst warten und wir beschließen stattdessen noch eine Bucht weiter gen Süden zu segeln. Laut dem AROME Wettermodell, das uns im Mittelmeer besonders überzeugt, sollten wir dort sogar noch etwas geschützter liegen.
Die Bucht ist nur ein Katzensprung von La Caletta entfernt und es bleibt genug Zeit für einen Ausflug zum Strand und zum SUP fahren, das Lahjan definitiv am besten von uns beherrscht. Inzwischen hat er auch jegliche Scheu vor dem Wasser verloren und springt immer wieder vom Bug ins Wasser und lässt uns lustige Videos von seinen Sprüngen aufnehmen.
Obwohl uns die Höhlen im Golf von Orosei durchaus noch gereizt hätten, beschließen wir, dass diese Bucht nun der südlichste Punkt unserer gemeinsamen Reise auf Sardinien sein wird. Im Gegensatz zum nördlichen Teil der Insel, ist die Küste hier weniger spektakulär und es gibt kaum tiefe Buchten.
Von jetzt an segeln wir also zurück nach Norden und halten uns offen, eventuell noch einen Abstecher ins La Maddalena Archipel zu machen. Zunächst geht es zurück nach La Caletta, denn wir möchten nach wie vor mit dem Bus nach Posada, dessen hübsche Burg uns bereits bei der Hinfahrt ins Auge gefallen ist.
Mit dem Linienbus fahren wir nach Posada und machen uns auf den Weg in die Altstadt und hoch zur Burg. Der Ort wirkt verschlafen. Nur wenige Touristen scheinen sich hierher zu verirren und so ist auch die Auswahl an Restaurants und Cafés eher begrenzt. Und dennoch oder vielleicht gerade deshalb, finden wir einen kleinen Spezialitätenladen mit Stehtischen, der uns mit allerhand Leckereien aus der typisch sardischen Küche versorgt. Am Ende landen noch allerhand lokale Produkte als Mitbringsel für Freunde und Familie in unserem Einkaufskorb. Vom Burgturm aus haben wir einen schönen Blick über die Küste und Annette entdeckt, in der Ferne sogar die Wanderer in der Bucht von La Caletta.
Ärger mit der Ankerwinde
Am 6. Juli erwartet uns wieder einmal mehr Adrenalin, als uns lieb ist. Doch der Reihe nach: Zunächst segeln wir mit kräftigem Rückenwind von La Caletta zurück in die Bucht von Capo Coda Cavallo. Dort nervt uns der Skipper einer Motoryacht so sehr, dass wir kurzerhand beschließen, weiter draußen in einer ruhigeren Bucht zu ankern. Zu unserem Glück, wie sich gleich noch herausstellen wird.
Wir ankern also um, wieder einmal im Starkwind, als Elvira plötzlich aufgeregt ruft: "Komm mal schnell, komm mal schnell!". Christoph läuft nach vorne zum Anker und Elvira erklärt eilig, dass die Winde den Anker selbständig immer weiter nach oben zieht und sie es nicht stoppen kann. Christoph sprintet zurück, den Niedergang hinunter und trennt den Strom für die Ankerwinde am Hauptschalter. Gemeinsam bringen wir manuell wieder genug Kette ins Wasser, um die Lage zunächst zu beruhigen. Durchatmen!
Anschließend beginnt umgehend die Fehlerdiagnose. Ein Defekt in der Fernbedienung im Ankerkasten oder dem Schalter im Cockpit kann schnell ausgeschlossen werden. Stattdessen scheint das Relais der Ankerwinde, welches nach dem Entfernen der Verkleidung über die Bugkoje gut zu erreichen ist, auf der "Anker hoch"-Stellung verklemmt zu sein.
Zum Relais führen drei dicke Kabel (wir nennen sie Q, L1 und L2) sowie ein kleiner Stecker für die Ansteuerung. Das Relais kennt grundsätzlich drei Zustände:
- Der Strom wird von Q nach L1 durchgeführt
- Der Strom wird von Q nach L2 durchgeführt
- Der Strom wird gar nicht durchgeführt.
Wenn der kleine Stecker für die Ansteuerung abgezogen wird, sollte das Relais eigentlich keinen Strom durchführen (Fall 3). In unserem Fall leitet das Relais jedoch permanent den Strom von Q nach L1 und somit steht fest: Das Relais ist defekt!
Und jetzt haben wir wirklich Glück, dass wir kurz vorher noch unseren Ankerplatz gewechselt haben, denn zufällig ankert neben uns ein deutsches Boot, mit dem wir zuvor schon einmal über Navily Kontakt hatten. Wir schildern ihnen unsere Lage und fragen sie, ob sie zufällig ein passendes Relais als Ersatzteil mit sich führen.
Kurze Zeit später kommt Olaf mit seinem Dinghy zu uns rüber und bringt nicht nur ein Ersatzrelais, sondern auch jede Menge fundiertes Wissen und Erfahrung mit an Bord. Kurzerhand beschließen wir, das Relais zunächst auszubauen und zu zerlegen. Die Kontaktplättchen weisen leichte Spuren von Abnutzung auf, denen wir mit Bürste und Dremel zu Leibe rücken, bis sie wieder brauchbar aussehen.
Zusätzlich drehen wir das Kontaktplättchen einmal um, sodass die bisher ungenutzte Seite jetzt ihren Dienst antreten kann. Anschließend bauen wir das Relais wieder ein. Es funktioniert tatsächlich wieder, wie es soll! Wir sind überglücklich und laden Olaf und seine Frau Moni zu Kaffee und Keksen ein und tauschen Erfahrungen aus. Unsere Gäste Annette und Lahjan erleben so den großartigen Zusammenhalt der Seefahrer Gemeinde aus nächster Nähe.
Abstecher in den Norden
Am nächsten Tag segeln wir weiter in den Golf von Aranci. Die Ankerbucht lädt nicht unbedingt zum Baden ein, doch das vergleichsweise urbane Flair der Bucht gefällt uns trotzdem, insbesondere weil wir auch seit Olbia keine größeren Ortschaften mehr gesehen haben. Im Ort gibt es einen schönen Park. Lahjan fordert uns zum Basketballspiel heraus und Eric vergnügt sich auf dem Trampolin. Zudem haben wir wieder einmal Glück an der Angel: Eine Brandbrasse und ein Mönchsfisch gehen uns an den Haken. Der Mönchsfisch ist jedoch so klein, dass wir ihn wieder in die Freiheit erlösen.
Hier treffen wir außerdem Janine und Micha von der SEVEN, die ebenfalls mit einer Sun Odyssey 43 DS auf Langfahrt sind. Es ist eine schöne Gelegenheit, sich mit ihnen auszutauschen. Auch darüber hinaus bleiben wir in Kontakt und sie unterstützen uns im Laufe der Zeit mit wertvollen Tipps und Fotos rund um ihre Erfahrungen mit dem Boot.
Wir verlassen schließlich den Golf von Aranci und segeln weiter nach Norden, um in der kleinen Bucht Paglia den Anker zu werfen. Der Strand entpuppt sich als kleines Juwel. Wir benötigen zwar zum ersten Mal unseren Dinghyanker, da eine Schwimmleine das Anlanden am Strand verbietet, doch die Mühe lohnt sich. Der Strand ist nicht überlaufen und in den Felsen hat sich eine Art natürliches Babybecken gebildet, in dem Eric spontan beginnt, auf eigene Faust Schwimmübungen zu machen. Annette und Lahjan erfreuen sich mit ihren Schnorcheln an der Unterwasserwelt und in der Tat sehen wir hier einige Fische, denen wir bisher noch nicht begegnet sind.
Tags darauf segeln wir noch eine Bucht weiter nach Cannigione und schauen uns den Ort an. Das eigentliche Highlight findet jedoch in der tief geschützten Bucht statt, denn Lahjan bekommt eine Einweisung in das Dinghyfahren und knattert mit Christoph vergnügt durch die Bucht. Cannigione markiert für uns den nördlichsten Punkt unserer Reise zu viert, denn Annette und Lahjan fliegen in Kürze zurück nach Deutschland. Auf dem Weg zurück nach Olbia ankern wir noch eine Nacht in der der kleinen Bucht Cala Moresca unmittelbar neben der winzigen Insel Figarolo. Noch einmal tauchen wir alle gemeinsam ins kristallklare Wasser und genießen die Unterwasserwelt. Man soll hier häufig Delfine beobachten können, doch diese Freude bleibt uns heute leider verwehrt.
Als wir am nächsten Tag wieder in Olbia am freien Pier einlaufen, ist dieser brechend voll. Wir ankern zunächst vor der Pier und lauern, bis ein Platz frei wird. Glücklicherweise herrscht hier ein reges Kommen und Gehen und so können wir nach kurzer Zeit längsseits anlegen. Lahjan möchte zum Abschied noch einmal Dinghy fahren und natürlich erfüllen wir ihm diesen Wunsch. Er ist inzwischen richtig gut und könnte gerne unser Chauffeur werden! Wir erkunden noch einmal Olbia, gehen im Park spazieren und essen Eis. Im öffentlichen Klettergarten, messen wir uns gegenseitig, doch außer Lahjan schafft es niemand, an einem Tau hoch zu klettern. Ein bisschen traurig sind wir alle, als wir uns am nächsten Morgen beim Taxi verabschieden. Drei Wochen sind schnell vergangen, doch schon in wenigen Wochen werden wir das Boot für einen Monat in Rom stehen lassen, um nach Deutschland zu fliegen, wo wir uns schon ganz bald wiedersehen werden.
Ciao Sardinien, Hallo Ponza
Nachdem unsere Gäste weg sind, hält uns nicht mehr viel auf Sardinien. Wir hatten eine super Zeit gemeinsam und Olbia hat uns tatsächlich auf den zweiten Blick auch noch ganz gut gefallen, doch so richtig warm geworden sind wir mit Sardinien nicht.
Vielleicht waren die Erwartungen zu hoch, doch nachdem uns Korsika, Elba und Giglio ausgesprochen gut gefallen haben, wirkten die Orte auf Sardinien etwas trist, wenngleich die Küste im Norden wirklich schön ist.
In etwa sechs Wochen möchten wir unsere Wanderer den ganzen August in Rom auf dem Tiber lassen. Doch bevor wir das italienische Festland erreichen, planen wir einen Abstecher zu den Pontinischen Inseln, genauer gesagt nach Ponza – eine Insel, die viele als die schönste Italiens rühmen.
Wir verbringen noch eine Ankernacht vor Molara und starten dann früh am nächsten Morgen. Die ersten zwei Stunden müssen wir motoren bis schließlich eine leichte Brise einsetzt. Das Wetter fährt eine weite Bandbreite ab und so ist von Kriechgeschwindigkeit bis Regatta Speed alles dabei. Vor allem die Nacht lässt sich gut segeln und wir sausen teilweise mit beachtlicher Geschwindigkeit im Dunkeln über die Wellen. In dieser Nacht bekommen wir nur wenige andere Boote zu Gesicht. Am nächsten Tag schläft irgendwann der Wind wieder auf Kriechgeschwindigkeit ein.
Wir beginnen zu rechnen. Rein unter Segeln müssten wir auf jeden Fall mit einer zweiten Nachtfahrt rechnen. Wenn wir aber für ein paar Stunden den Motor hinzuziehen und unseren Kurs auf Palmarola ändern, könnten wir es noch vor Einbruch der Dunkelheit zu einem geschützten Ankerplatz schaffen. Grundsätzlich spricht nichts gegen eine zweite Nachtfahrt, aber das Ziel ist schon so nah, dass wir uns stattdessen dafür entscheiden, die letzten 6 Stunden unter Motor zu fahren.
Mit dem letzten Tageslicht kommen wir in der imposanten Bucht an. Die Bucht ist bereits sehr voll und das Wasser im verbleibenden Bereich sehr tief. Die Windvorhersage für die Nacht lässt uns jedoch auch bedenkenlos auf 15 Meter Wassertiefe ankern.
Nach der morgendlichen Abkühlung im kristallklaren Wasser motoren wir bei ziemlicher Flaute die letzten Seemeilen nach Ponza. Bei der Einfahrt in die kleine Bucht vor dem Hafen, wird man direkt von der hübschen Kulisse verzaubert. Die vielen bunten Häuschen, dahinter die Berge, ein Panorama, das alle Erwartungen übertrifft.
Nach dem ankern machen wir das Dinghy startklar und erkunden den Ort. Was auffällt: Abgesehen von den üblichen Seglern aus aller Welt, sind es vor allem Italiener, die hier Urlaub machen. Der Ort ist voller Leben aber auf eine sehr angenehme Art. Wir kaufen frisches Gemüse und Obst an einem kleinen Gemüsewagen, kaufen ein paar Backwaren und sitzen mit Eric auf einer Bank um das Treiben eines Bootsverleihs, der offenbar im Familienbesitz ist, zu beobachten. Der jüngste ist schätzungsweise 10 Jahre alt und hilft beim rangieren der Verleihboote und geht dabei bereits erstaunlich gekonnt mit dem Außenborder um.
Bei unserer Rückkehr zum Boot werden wir von der Küstenwache aus dem Hafen vertrieben. Offenbar ist das Ankern hier nur zu bestimmten Tageszeiten erlaubt und auch nur in einem speziellen Bereich. So müssen wir und einige andere Boote die kleine Bucht verlassen und in die wesentlich größere Bucht vor dem Hafen umziehen. Es stört uns nicht wirklich, das Wasser ist hier ohnehin klarer und mit dem Dinghy ist es auch nur ein Katzensprung in den Ort.
Am nächsten Tag werden wir auf der Straße für einen kostenlosen Erste-Hilfe-Kurs der Küstenwache angesprochen. Wir nehmen an und finden uns kurz darauf in einem Pavillon wieder, in dem wir die wichtigsten Handgriffe und Maßnahmen anhand von speziellen Puppen üben. Kurz darauf demonstriert die Küstenwache noch die Rettung aus dem Wasser mit einem freiwilligen Teilnehmer.
Wir erkunden Ponza Stadt einige Tage bevor wir uns auf den Weg machen, um die gesamte Insel einmal zu umrunden, um auch noch die anderen Ortschaften zu sehen. Es sind nicht viele und vom Wasser aus lassen sich auch nicht alle der hoch auf dem Berg gelegenen Orte gut erreichen. Doch insbesondere die Bucht Cala Dell Acqua hat es uns angetan. Als kleines Highlight liegt hier das Wrack der Kastel Luanda, die 1974 gesunken ist, auf nur 3 - 5 Metern Tiefe, sodass man es auch ohne Taucherausrüstung gut erkunden kann.
Mit dem Dinghy machen wir in der Nachbarbucht an einem Metallring am Fels fest und wandern den steilen Pfad hinauf. Der Aufstieg wird Eric leider lange negativ in Erinnerung bleiben, denn seine Hand streift einen Kaktus und wir müssen ihm mehrere feine Dornen unter Schmerzen entfernen. Als Trostpflaster gibt es einen leckeren Nachtisch im Restaurant, das sich wunderbar in die herrliche Kulisse der Bucht einfügt. Der Schmerz ist schnell verflogen, doch er wird noch viele Wochen lebhaft davon erzählen.
Leider ist unsere Kamera bei der Dinghyfahrt in Kontakt mit Salzwasser gekommen und funktioniert nicht mehr. Auch etliche Versuche nach verschiedenen Anleitungen im Internet können das Problem nicht beheben. Fortan gibt es also bis auf weiteres nur noch Handyfotos. Schade!
Wir bleiben noch eine weitere Nacht auf der Westseite der Insel in der Bucht Lucia Rosa, bevor es zurück auf die Ostseite nach Ponza Stadt geht. In Ponza wollen wir noch schnell unsere Wäsche im Waschsalon waschen, doch aus schnell wird leider nichts. Es ist kein typischer Waschsalon mit Selbstbedienung, stattdessen gibt man die Wäsche ab und holt sie nach Termin wieder ab, nur dass unser Abholtermin leider erst in zwei Tagen ist.
Was soll's, so nutzen wir die Gelegenheit um am Folgetag die Insel noch einmal mit dem Bus abzufahren, sodass wir auch noch die Orte mitnehmen können, die wir bisher vom Wasser aus nicht erreicht haben. Wir fahren mit dem Bus bis zum äußersten Zipfel der Insel im Nordosten und beginnen dann von dort aus zu Fuß zurück zu wandern. Wir lassen uns treiben, biegen irgendwann einen Seitenweg zum Forte Papa ab auf dem uns, zur Freude von Eric, zwei zutrauliche Hunde auf Schritt und Tritt begleiten. Die Festung gehörte einst der Familie Farnese, die seit dem 11. Jahrhundert zu den mächtigsten Familien Italiens zählte. In Le Forna essen wir Panini mit gegrilltem Gemüse. Ob es am Hunger liegt oder ob dies wirklich die besten Panini der Welt sind, werden wir wohl nie erfahren, der salzige Teig des Brotes mit dem gegrillten Gemüse ist jedenfalls ein Gedicht. Von hier aus nehmen wir den nächsten Bus zurück nach Ponza Stadt. Wir haben diese kleine Insel jetzt wirklich gut erkundet und können nur resümieren: Ponza ist ein echtes Juwel im Mittelmeer!
Auf dem Weg nach Rom
Am 27. Juli setzen wir nach San Felipe Circeo über. Die Bedingungen sind super, Sunshine Sailing bei angenehmem Seegang und überschaubarer Distanz.
Vor Anker nehmen wir das Dinghy, um in dem kleinen Hafen an Land zu gehen. Wir laufen den Berg hoch in die Altstadt, essen Panini und erledigen ein paar Einkäufe. Zurück am Boot stellen wir unseren eigenen Mozzarella her. Ja, die italienische Lebensart der letzten Monate scheint seine Spuren zu hinterlassen.
Wir bleiben noch einen weiteren Tag und suchen die Küste entlang nach einem alternativen Platz für unser Dinghy, der uns näher an das moderne Zentrum des Ortes bringt. Wir finden einen kleinen Anleger, der scheinbar zu einem Hotel gehört. Inzwischen sind wir relativ skrupellos bei der Wahl unserer Anlegeplätze, solange uns niemand verscheucht, nehmen wir was wir kriegen können.
Im Ort angekommen, findet Christoph Ersatz für seine kaputten Flip Flops. Zudem machen wir eine unserer kulinarischen Hauptentdeckungen dieser Saison: Pizza Bianca. Für den Laien ist der Unterschied zu Focaccia nicht einfach zu beschreiben und die Interpretationen scheinen sich auch von Region zu Region zu unterscheiden. Die Pizza Bianca, wie wir sie hier in San Felipe Circeo kennen lernen, ist ein dicker fluffiger Teig, mit Olivenöl, Rosmarin und grobem Salz. Wahlweise auch mit dünnen Kartoffelscheiben belegt. Ein sehr einfaches Gericht, dass in Bäckereien in Stücken vom Blech verkauft wird. Unbedingt probieren!
Nach zwei Tagen brechen wir wieder auf. Das Dinghy nehmen wir aufs Vordeck, denn wir planen keinen Landgang mehr vor unserer Ankunft in der Blue Dolphin Marina in Rom. Aus Langeweile beschließen wir, unser Glück mit dem Schleppangeln zu versuchen. Wir ziehen einen Wobbler hinter dem Boot her und belegen die Angelsehne auf einer Klampe. Und tatsächlich, da zappelt doch was! Eine Makrele geht uns an den Haken. Wir sind begeistert, es ist das erste Mal, dass wir einen Raubfisch fangen, wo wir doch bisher nur Friedfische durchs Posenangeln vor Anker gefangen haben. Die Makrele landet in der Pfanne und schmeckt köstlich.
Auf dem Weg nach Rom ankern wir noch zwei Nächte, nämlich einmal vor Anzio und einmal unmittelbar neben der Mündung des Tiber, in den wir tags darauf zu unserem Marinaplatz einlaufen möchten. Bei der gesamten Fahrt durch den Fluss und insbesondere bei der Einfahrt gilt es, den Tiefenmesser gut im Auge zu behalten. Es ist ein bisschen aufregend den Fluss hinauf zu fahren, denn die Szenerie ist eine ganz andere als wir sie sonst gewohnt sind. Hinzu kommt, dass die Boote in der Blue Dolphin Marina alle im Päckchen liegen, also Boot an Boot vertäut mit bis zu vier Booten nebeneinander. Telefonisch nehmen wir Kontakt zum Hafen auf und kommunizieren unsere Ankunft. Als wir dann schließlich anlegen und sehen, wo sie uns haben möchten, denken wir: Wie sollen wir da bitte rein kommen? Wir müssen seitlich in eine Lücke, die sowohl nach vorne als auch nach hinten schon bereits durch Päckchen von jeweils drei Booten umgeben ist. Doch dann läuft alles hochprofessionell ab: Zwei Marineros steigen über die Boote, um sich in Position zu bringen zu helfen. Zudem geben Sie uns genaue Anweisungen, wie wir das Ruder einschlagen sollen. Es ist ein bisschen wie ein Ballett, das Zusammenspiel aus Flussströmung, Ruderwirkung, Motorkraft und letztlich den Marineros, als sie unsere Leinen annehmen.
Es ist ein ungewohntes Gefühl im Hafen. Abgesehen von kurzen Tankstopps ist es das erste Mal, dass wir mit unserer Wanderer in einem Hafen liegen. Dazu kommt das englische Mooring: Um an Land zu kommen, müssen wir über unser Nachbarboot klettern und als schließlich noch ein Boot neben unserem anlegt, muss auch deren Crew über unser Boot klettern, um an Land zu kommen. Es soll uns nicht weiter stören, denn wir fliegen ja ohnehin in wenigen Tagen nach Deutschland, um Freunde und Verwandte zu besuchen. Bevor wir unser Schiff für einen Monat alleine lassen, stehen ein paar Arbeiten an, die wir bisher auf die lange Bank geschoben haben. Als erstes dichten wir eins unserer Fenster mit Sikaflex ab, denn es hat sich herausgestellt, dass es bei starkem Regen oder beim Spülen des Decks Wasser in den Salon lässt. Wir entfernen altes Dichtmaterial und kleben den Bereich ab. Christoph drückt das Fenster vorsichtig etwas aus der Fassung und Elvira füllt den Spalt mit Sikaflex und verstreicht es. Nachdem alles 24 Stunden getrocknet ist, folgt der Test: Alles dicht!
Als nächstes müssen wir den Baum vom Mast abnehmen, um eine Nylonunterlegscheibe zu ersetzen. Die Gutachterin hatte uns bereits vor dem Kauf darauf hingewiesen, dass hier Metall auf Metall reibt und eine Unterlegscheibe erneuert werden sollte. Im Nachhinein müssen wir uns fragen, warum wir mit dem Einbau der Unterlegscheibe so lange gezögert haben, denn die Aktion dauert nur wenige Minuten und ist weitaus einfacher als wir es uns vorgestellt haben. Zu guter Letzt tauschen wir noch den Riemen am Motor aus und haben damit erst einmal alle Dinge erledigt, die wir uns für diese Tage vorgenommen hatten.
Am 3. August verabschieden wir uns schließlich von unserer Wanderer und fliegen für einen Monat nach Deutschland, um kreuz und quer durchs Land zu reisen und Freunde und Familie zu besuchen.