Wir sind wieder in Almerimar

Posted by Elvira & Christoph on 2 May 2023

Wir befinden uns seit einigen Tagen in der Marina von Almerimar, dem Ort, an dem wir vor über einem Jahr unsere Futura gekauft haben. Wir genießen die Community-Atmosphäre mit den vielen Langfahrern vor Ort und nutzen das Warten auf ein neues Wetterfenster, um einige Aufgaben zu erledigen. Natürlich war der Weg bis hierhin wiedermals sehr ereignisreich.

Mayday! Orcas greifen an.

Da Gibraltar ein Nadelöhr auf dem Weg ins Mittelmeer darstellt, weht hier der Wind regelmäßig sehr stark und wechselt etwa alle ein bis zwei Wochen die Richtung. Um unser günstiges Wetterfenster nicht zu verpassen, mussten wir uns beeilen, um von Cadiz nach Gibraltar zu gelangen.

Zunächst ging es von Cadiz aus nach Cabo Roche, wo wir eine Nacht im Fischerhafen vor Anker lagen. Eine Frau gab uns zu verstehen, dass wir hier nicht ankern dürften und der Bereich nur für Fischerboote wäre (obwohl Navily das anders sieht). Aber nachdem wir ihr zu verstehen gegeben haben, dass wir ein Baby an Bord haben und wir am nächsten Morgen wieder verschwunden wären, hat uns niemand mehr gestört und wir haben hier eine sehr ruhige Nacht verbracht.

Man ist nicht unbedingt erfreut über unsere Anwesenheit in Cabo Roche. Ohne Obstnetz ist man kein echtes Langfahrt-Boot.
Ohne Obstnetz ist man kein echtes Langfahrt-Boot.
Man ist nicht unbedingt erfreut über unsere Anwesenheit in Cabo Roche.

Am nächsten Morgen sind wir dann tatsächlich noch vor Sonnenaufgang weitergefahren und haben irgendwann unterwegs beschlossen: Wir können es heute noch nach Gibraltar schaffen!

Der Bereich um Barbate ist bekannt für viel Orca-Angriffe und wir fühlten uns etwas unwohl, als wir in Tiefen von über 70 Metern unterwegs waren, um die Strecke möglichst effizient zu bewältigen. Immer wieder schweifen unsere Blicke über das Wasser als uns plötzlich ein Funkspruch erreicht: "Mayday Relay: This is Tarifa Traffic, we have received your Mayday and understand you are being attacked by Orcas and are having stability issues."

Ein anderes Boot wurde irgendwo in der Nähe von Orcas attackiert und die Küstenwache hat eine entsprechende Rettungsaktion eingeleitet. In diesem Moment wären wir gerne bereits im Mittelmeer gewesen und wir haben die Minuten gezählt, die wir noch auf diesem Kurs im tieferen Gewässer unterwegs sein würden.

Im Nachhinein haben wir erfahren, dass mehrere Boote in dem Bereich, den wir durchfahren haben, an den Folgetagen von Orcas attackiert wurden. Wir sind froh, dass wir diese Strecke ohne Zwischenfälle überstanden haben und kamen abends in Gibraltar an, wo wir in der Bucht Punta de Getares eine entspannte Nacht vor Anker verbrachten.

Zurück im Mittelmeer

Am nächsten Morgen verlassen wir unsere Ankerbucht bei Gibraltar und können uns zum ersten Mal auf dieser Tour zu 100 % auf unsere Segel verlassen. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl den Motor auszuschalten und leise nur durch die Kraft des Windes dahinzugleiten. Und dabei sind wir richtig zügig unterwegs. Wir segeln auf Raumwindkurs mit Geschwindigkeiten von über 6 Knoten und genießen die bisher schönsten Meilen unserer Tour.

Vor Gibraltar kommt man den Dicken besonders nahe. Eric genießt ein Bad an Deck in Benalmádena.
Eric genießt ein Bad an Deck in Benalmádena.
Vor Gibraltar kommt man den Dicken besonders nahe.

Nach der langen Etappe bis Gibraltar haben wir uns für heute nur ein kurzes Stück bis Sotogrande vorgenommen, allerdings begreifen wir schnell, dass wir den Ort eigentlich mit Benalmádena verwechselt haben und so bleiben wir nur eine Nacht in Sotogrande und machen uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Benalmádena. Mit seiner tief in den Ort integrierten Marina hat der Ort durchaus etwas besonderes, wenngleich uns die stark touristische Atmosphäre nicht so wirklich gefallen mag. In Sotogrande tauschen wir zum ersten Mal die Rollen: Elvira übernimmt die Ausfahrt aus dem Hafen, und wir halten diese Rollenverteilung auch in Benalmádena bei. Wir haben uns vorgenommen, in der Zukunft die Rollen öfter zu tauschen, sodass wir beide die gleichen Fähigkeiten erwerben und uns entsprechend gegenseitig vertreten können.

Im Großen und Ganzen ziehen wir ruhige Nächte vor Anker jeder Marina vor und so genießen wir auf dem Weg nach Almerimar noch zwei weitere Nächte vor Anker und gehen das erste Mal vom Boot aus schwimmen. Das Wasser hat erfrischende 19 Grad und ist etwa 5 Meter tief. Es ist jedoch so klar, dass wir den Grund mühelos erkennen können.

Christoph genießt die Abkühlung am heißen Ankerplatz. Eric weiß noch nicht ganz, wie er die Erfrischung einordnen soll.
Eric weiß noch nicht ganz, wie er die Erfrischung einordnen soll.
Christoph genießt die Abkühlung am heißen Ankerplatz.

Größere Fische begegnen uns hier heute jedoch nicht.

Vom Leben auf dem Boot: Zwischen Träumen und Alltag

Seitdem wir die Orca-Zone verlassen haben, sind wir wesentlich entspannter und wir merken, dass wir zunehmend ankommen in unserem neuen Reisemodus. Wir beginnen während der Fahrt zu kochen, bringen im Salon ein Obstnetz an, flicken unseren Relingszaun, machen Trockenübungen mit dem Ausbaumen der Genua und begreifen die Zeit auf dem Boot mehr und mehr als unseren neuen Alltag.

Elvira beim Kartoffeln schälen auf hoher See. Gemeinsames Abendessen auf der Futura im Hafen von Almerimar.
Gemeinsames Abendessen auf der Futura im Hafen von Almerimar.
Elvira beim Kartoffeln schälen auf hoher See.

Für uns ist diese Tour auch eine Reise in unser Innerstes, denn wir möchten herausfinden, wie wir in der Zukunft leben möchten. In Almerimar werden wir auf eine Sun Odyssey 45 DS eingeladen (Wir segeln eine Sun Odyssey 33) und sind überwältigt von dem Platzangebot, das wir hier vorfinden. Das Eignerpaar aus Cardiff ist bereits in Rente und lebt seit 5 Jahren auf dem Schiff. Ja, wir denken bei dem Platzangebot lebt es sich sicher sehr angenehm auf dem Schiff.

Christoph beim Trimmen der Segel. Es gibt Kartoffeln und Spiegelei.
Es gibt Kartoffeln und Spiegelei.
Christoph beim Trimmen der Segel.

Immer wieder träumen wir von einem größeren Schiff mit reichlich Platz und der richtigen Ausstattung für echtes Blauwasserreisen. Doch wir wissen auch, dass sich so ein Schiff nur dann für uns lohnt, wenn man es auch wirklich über lange Zeiträume als schwimmendes Haus nutzt. So ein Boot im Hafen verkommen zu lassen, um es nur für wenige kurze Törns im Jahr zu nutzen wäre eine große Geldverschwendung und für eine solche Nutzung reicht auch unsere Futura vollkommen aus.

Immer dieser verdammte Motor!

Seit wir die Filter gewechselt und den Motor entlüftet haben, leckt es stetig etwas Diesel sowohl am Vor- als auch am Feinfilter. Die Infrastruktur in Almerimar ist sehr gut und wir bekommen endlich Hylomar, dass uns zum Abdichten des Feinfilters empfohlen wurde. Wir bauen den Feinfilter noch einmal ab, entfernen die alte Dichtmasse und tragen das Hylomar auf. Zudem schmieren wir den O-Ring noch einmal schön mit einem Silikonfett ein. Anschließend entflüften wir nochmals das System und beschließen bezüglich des Vorfilters zunächst die Schraube noch fester anzuziehen. Wer weiß, vielleicht hilft das ja schon. Wir starten den Motor und lassen ihn 30 Minuten unter mäßigem Schub laufen. Zusätzlich legen wir Küchenpapier an verschiedenen Stellen aus, um festzustellen, ob noch irgendwo etwas tropft.

Das Ergebnis in den nächsten Tagen lässt uns hoffnungsvoll sein und wir entscheiden, den Motor ein letztes Mal laufen zu lassen, um sicherzustellen, dass auch bei laufendem Motor alles dicht ist. Völlig unerwartet geht der Motor schließlich nach 30 Minuten aus und lässt sich nicht mehr starten. Luft im System. Schon wieder! Wir sind richtig genervt! Eric möchte am liebsten spazieren gehen, doch wir müssen ihn leider mit Duplo vertrösten.

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Kurz mal Beidrehen! ⛵

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Also packen wir es an: Wir entlüften am Feinfilter, doch sehen eine Luftblase im Schlauch, die einfach nicht höher wandern möchte. Also beschließen wir das System wieder mit der großen Pumpe zu entlüften, die wir auch für die Ölwechsel benutzen. Damit wandert die Luftblase im Schlauch im Eiltempo. Wir pumpen noch eine Weile weiter und probieren den Motor zu starten. Nichts. Wir pumpen und probieren es wieder. Nichts. Alles klar, probieren wir die Dekompressionsventile an den Zylindern. Wir probieren es mehrere Male im Wechsel. Es will nicht. Wir haben noch einen letzten Joker. Eine weitere Entlüftungsschraube weiter tiefer am Motor, bereits hinter dem Feinfilter. Dort haben wir auch beim letzten Mal mit entlüften müssen. Die Schraube ist nur schwer zugänglich und bewegt sich erst nach etlichem Gefluche!

Der Rest der Schraube steckt noch in dieser Mutter. Der Kopf der Entlüftungsschraube.
Der Kopf der Entlüftungsschraube.
Der Rest der Schraube steckt noch in dieser Mutter.

Wir bedienen wieder die Handpumpe, bis nur noch Diesel aus der Öffnung kommt. Dann probieren wir den Motor wieder zu starten und siehe da, er startet. Aber die Entlüftungsschraube ist noch nicht fest und es spritzt Diesel heraus. Also schnell die Schraube weiter anziehen und das Problem sollte behoben sein. Denkste! Beim Versuch, die Schraube weiter anzuziehen, bricht sie einfach ab. Wir haben den Kopf in der Hand und das Gewinde steckt noch fest. Es ist zum Heulen!

Wie es weiter geht

Eigentlich waren wir gerade dabei uns mental auf die erste Nachtfahrt vorzubereiten. Ab Freitag sollen wir Rückenwind bekommen und wir würden die Gelegenheit gerne nutzen, um ordentlich Strecke in Richtung Ibiza zu machen. Nun ja, jetzt müssen wir erstmal warten, bis wir das Ersatzteil bekommen und den Motor wieder zum Laufen bekommen. Zum Glück sind wir in Almerimar, einem der besten Orte im Mittelmeer, um technische Pannen zu kurieren.

Wir lernen zunehmend mit diesen Rückschlägen umzugehen, denn sie sind einfach Teil des Lebens auf einem Boot. Vielleicht ist Segeln am besten als Therapie zu verstehen: Man lernt mit Stress, Ängsten und Rückschlägen umzugehen, das Leben und seine Termine nicht zu ernst zu nehmen und sich an den schönen Dingen zu erfreuen, wann immer sie sich zeigen.

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