Nachdem unser Besuch wieder zurück nach Deutschland gereist ist und auch Elvira und Eric für den Winter zurück nach Tavira geflogen sind, bleibt Christoph zunächst alleine in Marina di Ragusa. Eric soll ab November die pré-escolar (Vorschule) besuchen und Elvira erwartet noch Besuch von einer Freundin aus Deutschland. Christoph bleibt zunächst alleine auf Sizilien zurück um mit den vielen anstehenden Arbeiten zu beginnen, die wir uns für diesen Winter vorgenommen haben.
Davits für das Dinghy
Ganz oben auf unserer Wunschliste stehen Davits zum einfacheren Kranen unseres Beiboots. Bisher haben wir unser Dinghy für kürzere Etappen hinter uns her geschleppt oder bei längeren Etappen auf dem Vordeck verstaut. Das Hinterherschleppen verlangsamt nicht nur die Fahrt, sondern birgt auch die Gefahr, dass das Dinghy Schaden nimmt, insbesondere, wenn man den Außenborder aus Bequemlichkeit montiert lässt.
Das Verstauen auf dem Vordeck ist zwar sicherer, geht aber mit einem entsprechenden Aufwand einher, denn zunächst muss der schwere Außenborder gekrant und an der Reling verstaut werden, bevor dann im nächsten Schritt das Dinghy über das Spi-Fall auf das Vordeck gehievt werden kann. Dort liegt es dann und behindert im Zweifel den freien Lauf der Genuaschoten bei Wenden oder Halsen.
Deshalb stand bei uns schon vor dem Kauf der Wanderer fest, dass unser nächstes Boot Davits haben sollte, sodass wir das Dinghy bequem am Heck hochziehen können - und das möglichst ohne den Außenborder überhaupt abzubauen. Viel haben wir überlegt, welche Art Davits ideal wären. Am Ende haben wir uns dafür entschieden einen sehr hohen Geräteträger zu bauen. Dieser bietet reichlich Platz für Solarpaneele sowie hoch gelegene Davits, die ermöglichen das Dinghy so weit oben aufzuhängen, dass man beim Hafenmanöver noch Platz hat unter dem Dinghy durchzusteigen.


Tatsächlich hat das Thema bei der Wahl unseres Winterplatzes so viel Raum eingenommen, dass wir nicht zuletzt deshalb in Marina di Ragusa gelandet sind. Denn hier sagte man uns zu, dass es eine Firma gibt, die uns ein Geräteträger mit Davits nach unseren Vorstellungen bauen kann.
Und so verabreden wir bereits kurz nach unserer Ankunft einen Termin mit La Rosa Metalli, um das Thema zu besprechen. Silvano von Rosa Metalli spricht fließend deutsch, was die Kommunikation in diesem Projekt erheblich vereinfacht. Wir besprechen unsere Vorstellungen und er macht uns ein Angebot, das uns zusagt. Innerhalb der nächsten drei Wochen soll der Geräteträger fertig sein und Christoph kann jederzeit vorbeikommen, um den Baufortschritt zu begutachten.
Kleine und größere Projekte
Während die Profis gerade unseren Geräteträger bauen, warten bereits viele kleinere Projekte auf ihren Startschuss. Am Dinghy müssen diverse Macken im GFK-Rumpf ausgebessert werden. Ein NMEA WIFI Modul wird verbaut, sodass wir unsere AIS Objekte fortan nicht nur auf dem Raymarine Plotter und der zugehörigen App, sondern ebenfalls in der Navionics App verfolgen können. Für uns ein großer Vorteil, da Navionics bei uns die führende Navigationsapp ist und wir so nicht ständig zwischen den Apps wechseln müssen, um die AIS Objekte im Blick zu behalten.


Das WC im Bug hatten wir bereits bei unserem Aufenthalt im Trockendock in Südfrankreich zum Stauraum erklärt, die Borddurchlässe kurzerhand komplett entfernt und die Löcher im Rumpf dauerhaft geschlossen. Der Wasserhahn und das Waschbecken sind jedoch noch aktiv und hatten uns bereits in der Vergangenheit einmal einen Schrecken beschert: Bei starkem Seegang kam ein Gegenstand gegen die Armatur, was den Wasserhahn geöffnet hat und so zig Liter Wasser ins Schiff laufen ließ, bis schließlich der Alarm in der Bilge angeschlagen hat.


Erst jetzt im Winterlager verschließt Christoph die beiden Zuleitungen mit Blindstopfen und baut die Armaturen ab. Mit Sperrholz aus dem örtlichen Baumarkt und etwas weißer Farbe entsteht eine Platte, die das Waschbecken permanent abdeckt, und mit Silikon eingefasst wird. Sollten wir unsere Wanderer irgendwann einmal verkaufen (Niemals!), so ließe sich das WC mit vertretbarem Aufwand auch wieder zu einem Badezimmer zurückbauen.
Der nächste Punkt auf der To-Do Liste gehört nicht gerade zu den angenehmsten Aufgaben: Nachdem uns in Agropoli der Gaszug gerissen war und wir ein Teil am Gas-Schalthebel örtlich schweißen lassen mussten, haben wir für den Winter den kompletten Austausch des Gas-Schalthebels sowie die Erneuerung des Schaltzuges geplant. Das Durchführen des neuen Bowdenzugs wird am Ende noch das Einfachste an der Aktion bleiben. Leider stellt sich heraus, dass wir die Länge des Bowdenzugs falsch bemessen haben und so entpuppt sich der neue Zug als sehr kurz. Es ist grenzwertig, aber Christoph verbaut den Zug dennoch und wir hoffen, dass er uns keine Probleme machen wird. Mit dem Schalthebel selber folgen dann weitere Probleme: Obwohl es exakt das gleiche Modell ist, welches auch aktuell verbaut ist, passt er dennoch nicht in die vorhandene Halterung.



Tatsächlich entdeckt Christoph auf dem zweiten Blick, dass auch am bestehenden Schalthebel Teile vom Material weggefräst wurden, um ihn passend zu machen. Und so bleibt nichts anderes übrig als unsere Dremel mit den kleinen Trennschleifscheiben zu bemühen und den neuen Schalthebel zurechtzustutzen, bis er schließlich in die Halterung passt. Es vergeht ein ganzer, langer Tag bis am Ende alles wieder funktioniert.
Geräteträger Fortsetzung
Inzwischen haben sich Silvano und seine Crew angekündigt, um eine erste "Anprobe" mit dem Grundgerüst des Geräteträgers vorzunehmen. Für Christoph bedeutet das zunächst, dass er einige Vorbereitungen treffen muss. Am Heck unserer Wanderer befindet sich aktuell noch einseitig ein kleiner Geräteträger mit einem einzelnen Solarpanel und Davits, welche sich lediglich zum Kranen des Außenborders eignen. Eine wackelige Konstruktion, die uns von Anfang an nicht wirklich überzeugt hat und nun dem neuen, richtigen Geräteträger weichen muss. Zum Glück finden sich mit Silvan und Sebastian - 2 hilfsbereiten Stegnachbarn - schnell zwei Helfer, die beim Abbau des Ungetüms mitwiren. Die nun frei gewordenen Löcher im Heck wandern auf die Liste der Projekte für die nächsten Tage.


Wichtiger ist zunächst jedoch, Zugang zum Heck zu bekommen, damit die Leute von Rosa Metalli die Innenflächen für die geplanten Befestigungspunkte des Geräteträgers inspizieren können. Leider hat es uns Jeanneau bei der 43 DS nicht gerade leicht gemacht, diese Stellen zu erreichen. Auf der Steuerbordseite muss zunächst die Silikoneinfassung des Gaskastens entfernt sowie Gasflasche und Anschlüsse abgebaut werden. Danach lässt sich das gesamte Gasfach herausnehmen und legt den Zugang ins Innere des Schiffs frei. Es besteht zunächst die Hoffnung, dass man über diesen Zugang ggf. bis auf die Backbordseite durchkriechen könnte, sodass das Schiff nicht auch noch backbords aufgerissen werden muss. Doch leider versperrt die Ruderanlage den Durchgang und selbst die kleinste Person kommt hier nicht vorbei. Es bleibt leider nichts anderes übrig, als das Spiel auf der Backbordseite zu wiederholen, auf der sich der FI-Schalter und der Landstromanschluss befinden. Die ganze Aktion muss zeitlich etwas koordiniert werden, denn insbesondere jetzt, wo nur noch ein paar flexible Solarpaneele auf dem Bimini liegen, ist die Stromversorgung des Bootes ohne Landstrom nicht mehr gewährleistet. Der Kasten wird geöffnet und danach wieder provisorisch geschlossen und verkabelt, sodass wir den Zugang kurzfristig wieder herstellen können, sobald die Leute von Rosa Metalli vor Ort sind, um mit der Inspektion zu beginnen.


Der Termin verläuft dann sehr zu unserer Zufriedenheit. Giovanni gibt grünes Licht für die geplanten Befestigungspunkte und Christoph steht auf der Sitzbank hinter dem Steuerrad um die Höhe vorzugeben, die der Geräteträger haben soll. Durch die Anforderung, dass dieser wichtige Navigationsplatz nicht durch den Geräteträger versperrt werden darf und die Tatsache, dass Christoph 194 cm groß ist, wird die gesamte Konstruktion am Ende recht hoch. Wir hoffen, dass die Auswirkungen auf Stabilität und Schwerpunkt dennoch vertretbar bleiben.
Inzwischen sind auch bereits unsere drei neuen Solarpaneele eingetroffen, die wir beim örtlichen Baumarkt bestellt haben. Drei Paneele zu je 375 Watt - also insgesamt 1125 Watt - werden auf dem Geräteträger Platz finden.


Mit dem Fahrrad stattet Christoph den fleißigen Arbeitern von Rosa Metalli noch einen Besuch ab und bespricht letzte Details, wie Ringe und Klampen, die am Geräteträger angeschweißt werden sollen. Die Arbeiten sind in vollem Gange und die Qualität der Arbeit ist wirklich beeindruckend.


Am 19. November kommt schließlich der große Tag und der Geräteträger wird montiert, was einige Stunden in Anspruch nimmt. Am nächsten Tag hilft Silvan noch beim Anbringen der Solarpaneele, für die sich die Jungs von Rosa Metalli ein wirklich solides System überlegt haben. Zur Vermeidung von Kontaktkorrosion wurde der gesamte Rahmen bereits mit Neopren ausgelegt. Die Paneele werden in den Rahmen geklemmt und mit Schrauben und Nylonunterscheiben fixiert. Das System ist einfach, durchdacht und die Paneele sitzen bombenfest.
Am 25. November fliegt Christoph zurück nach Tavira, wo die Wiedersehensfreude mit Elvira und Eric nach 6 Wochen entsprechend groß ist.
Die alten Segel kommen runter
Bis Anfang Februar lassen wir unsere Wanderer alleine im Hafen von Marina di Ragusa liegen. Die Zeit verbringen wir sowohl zuhause in Portugal als auch in Deutschland bei Freunden und Familie. Silvan hat sich bereit erklärt, die Wanderer während unserer Abwesenheit zu beaufsichtigen, lüftet hin und wieder durch und schaut nach den Entfeuchtern, die wir in allen Räumen aufgestellt haben. Aus Deutschland schicken wir ein großes Paket nach Sizilien, das bereits jede Menge Elektronik enthält, die Christoph in Kürze einbauen möchte.


Anfang Februar fliegt Christoph dann schließlich für einen zweiten Arbeitseinsatz nach Sizilien. Nachdem wir uns viele Gedanken bezüglich der Segel gemacht haben, wählen wir schließlich ein Angebot der deutschen Rolly Tasker Vertretung über die Tuchwerkstatt Greifswald. Wir entscheiden uns für einfache Segel im Cross Cut-Schnitt aus dem Challenge Fastnet Tuch, sowohl für das Großsegel als auch für die Genua. Unsere aktuellen Segel waren zwar einst sehr hochwertige Performance-Segel im Triradial-Schnitt, doch nach über 10 Jahren ist das Material brüchig und so spielt Langlebigkeit bei der Neuanschaffung für uns eine weit größere Rolle als Performance.


Petra und Michael von der SY Carlotta helfen beim Abschlagen und Verpacken der Segel, denn die Tuchwerkstatt Greifswald hat uns angeboten, die Segel auf eigene Kosten abzuholen und selbst zu vermessen. Da wir bisher noch keine Erfahrung mit dem Kauf von neuen Segeln haben, nehmen wir diesen Service gerne in Anspruch und vermeiden so eventuelle Messfehler und Missverständnisse.
Elektroinstallation
Parallel dazu wird die Elektroinstallation weiter vorangetrieben. Der Plan ist, eines der flachen Kartenfächer unter dem großen Doppelbett der Achterkoje für die neue Elektroinstallation zu opfern. Als ersten Schritt werden Kabel von den Solarpaneelen bis zu diesem Fach in die Achterkoje verlegt. Da wir die drei Paneele jeweils mit einem eigenen MPPT Laderegler betreiben möchten, müssen insgesamt sechs Kabel verlegt werden. Wir hätten gerne alle sechs Kabel auf einer Seite geführt, doch leider gibt das der Platz in den Leerrohren einfach nicht her. Und so verlegen wir vier Kabel auf der Backbordseite und zwei Kabel auf der Steuerbordseite, die sich entsprechend wieder in dem Fach treffen.


Unsere drei LiFePO4-Batterien mit je 200Ah Kapazität sind inzwischen auch bestellt und auf dem Weg zu uns, genauso wie der Renogy 3000 Watt Inverter. Wir haben uns für dieses Modell entschieden, da er gerade so in das Fach passt, in dem aktuell noch das originale Landladegerät verbaut ist, nämlich unter der seitlichen Sitzbank in der Achterkoje. Das Landladegerät ersetzen wir stattdessen mit einem wesentlich kompakteren Modell von Victron, das wir bequem in dem künftigen Elektrofach unterbringen können. Leider finden wir vor Ort kein Geschäft, bei dem wir rote und schwarze Kupferkabel mit einem Querschnitt von 70mm2 und 95mm2 auftreiben können. Daher bestellen wir schließlich Kabel und Kabelschuhe bei Nautica Illiano und LAICA, was zuverlässig und günstig funktioniert, aber dennoch Zeit und Nerven kostet, da das genaue Vorausplanen nicht immer gelingt und die Ware doch zu kostpielig ist, um einfach so großzügige Puffer einzuplanen.


Als erstes wird die große Bus-Bar zusammengebaut, für die wir zwei Victon Lynx Power-In umbauen, sodass sie mit MEGA Sicherungen bestückt werden können. Wer auf eine Sicherungsüberwachung per Bluetooth verzichten kann, bekommt so eine kostengünstige Variante zu dem wesentlich teureren Lynx Distributor. In der Plusleitung, die von der Bus-Bar zur Batteriebank führt, verbauen wir einen 400A Sicherungsautomaten, der nicht nur gegen zu hohe Ströme schützt, sondern uns auch die Möglichkeit bietet, die gesamte Batterieanlage per Schalter vom Netz zu trennen. In die Minusleitung kommt ein Victron Mess-Shunt mit Bluetooth, über den wir per App genau verfolgen können, wie viel Strom eingespeist sowie verbraucht wird. Doch bevor wir all diese schönen Dinge fest verbauen können, verbinden wir alles zunächst nur provisorisch mit einer einzelnen LiFePO4-Batterie, die fortan das Bordnetz versorgt, sodass wir die alten AGM Batterien ausbauen können.


Bevor die neuen Batterien verbaut werden können, muss nämlich erst einmal der nötige Platz geschaffen werden. Es war nicht ganz einfach überhaupt drei 200 Ah Batterien zu finden, die grundsätzlich in dem engen Batterieraum Platz finden. Auch für die, die theoretisch passen, muss zunächst die Flex zum Einsatz kommen - genau genommen die Mini Flex Aufsätze für die Dremel, denn für die große Flex ist hier zum Arbeiten einfach nicht genügend Raum. Rund um die Batterien ist jeweils ein Rahmen aus GFK, der die Batterien fixiert und so den Bewegungsspielraum begrenzt. Die neuen Batterien sind jedoch länger und breiter und füllen das gesamte Fach aus, sodass die GFK Wülste entfernt werden müssen. Es ist eine schmutzige und staubige Arbeit, um die Christoph jedoch nicht herumkommt. Die daraus entstehenden Löcher werden mit neuen Glasfasermatten und Epoxyharz verschlossen, anschließend mit Epoxyspachtel aufgefüllt und schließlich grob abgeschliffen. Zugegeben, das Resultat ist optisch kein Hingucker, aber es wirkt stabil und verschwindet am Ende ohnehin unter den Batterien, die wiederum unter dem Bett verschwinden.


Drei 200 Ah LiFePO4-Batterien verschwinden in den Fächern, werden parallel geschaltet und diagonal mit der Bus-Bar verbunden. Jedes Solarpanel wird mit einem eigenen MPPT Laderegler angeschlossen, welche jeweils mit der Bus-Bar verkabelt und mit entsprechenden Sicherungen abgesichert werden. Um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, die Lichtmaschine unseres Motors mit den LiFePO4-Batterien zu überfordern, wird die Lichtmaschine fortan nur noch die Starter- und Bugstrahlruder Batterien direkt laden. Wir verbauen zusätzlich einen Victron Orion XS DC-DC Ladebooster, der die Batterien indirekt und kontrolliert aus der Starterbatterie lädt, sobald der Motor läuft. Die drei MPPT Laderegler, das Landladegerät, der Orion XS und der Smart Shunt bilden zusammen ein Bluetooth-Netzwerk und stimmen dabei ihre Ladeparameter untereinander ab. Leider ist unser Fach zu flach, um die passiv gekühlten Geräte vertikal zu verbauen, sodass die Thermik nicht optimal arbeiten kann. Christoph sägt Holzleisten zu, um die Geräte zumindest etwas anzustellen, damit die Thermik noch etwas besser funktioniert. Sollte das in der Praxis nicht reichen, werden wir noch einen Ventilator einbauen, um die Kühlung zu verbessern.
Der Renogy Inverter mit 3000W Dauerleistung (6000 Watt in Spitzen) und Netzvorrangschaltung passt auf den Millimeter genau in das Fach, in dem das alte Landladegerät verbaut war. Silvan hilft bei der Verkabelung des 230V-Netzes, was sich als wesentlich anspruchsvoller herausstellt als gedacht. Der gesamte Landstrom wird nun durch den Inverter geschleust und erst danach über das Schaltpanel an die einzelnen 230V-Verbraucher (Waschmaschine, Boiler, Steckdosen) verteilt. Einzig das Landladegerät bleibt selbstverständlich direkt mit dem Landstrom verbunden. Der Inverter hat eine Netzvorrangschaltung, die den Landstrom bevorzugt, aber im Bedarfsfall auf Invertermodus umschaltet, sodass alle Geräte nahtlos entweder mit Landstrom oder aus den Batterien versorgt werden. Das System funktioniert wunderbar und wir können von nun an sogar elektrisch kochen während die Waschmaschine läuft, ohne das System auch nur ansatzweise wirklich auszulasten. Wir sind begeistert!


Zusätzlich räumen wir noch ein paar kleinere Sünden des Vorgängers auf: Im Cockpit gibt es eine USB-Steckdose und ein LED-Licht, die (zwar mit Sicherungen) direkt an den Batterien angeschlossen sind, und zwar einfach mit verzwirbelten Drähten zwischen zwei anderen Kabelschuhen an den Polen gequetscht. Für Kleinverbraucher dieser Art im hinteren Schiffsbereich installieren wir zwei zusätzliche Bus-Bars, die mit dem Service-Hauptschalter verbunden sind. So ist sichergestellt, dass die Verbraucher auch wirklich abgeschaltet werden, wenn wir den Hauptschalter für die Servicebatterien abstellen.
Nach 4 Wochen intensiver Arbeit fliegt Christoph schließlich das zweite Mal diesen Winter zurück nach Hause und lässt die Wanderer alleine im Hafen zurück. Ende April werden wir alle gemeinsam zurückkommen, um hoffentlich die neuen Segel anzuschlagen und in eine spannende neue Saison zu starten.
Gemeinsam zurück
Am 22. April fliegen wir dann schließlich alle zusammen zurück nach Catania und kommen bereits am frühen Nachmittag in Marina di Ragusa auf unserer Wanderer an. Natürlich beginnt zunächst das große Auspacken und Einräumen. Bevor wir in die neue Saison starten können, müssen noch viele kleinere und größere Aufgaben erledigt werden. Auch die neuen Segel sind leider noch nicht angekommen. Sie sollen erst irgendwann Ende April die Produktion in Thailand verlassen.
Willkommen zurück in der Achterbahn der Gefühle mit ihren Höhen und Tiefen. Ein weiterer Tiefpunkt offenbart sich relativ schnell, denn offenbar hat in den vergangenen regenreichen Wochen Wasser seinen Weg ins Schiffsinnere gefunden, und zwar genau in Elviras Kleiderschrank. Ein paar ihrer Sachen sind geschimmelt und nicht zu retten. Der Übeltäter ist schnell gefunden: Ein Wasserablauf an Deck war verstopft. Dadurch hat sich auf dem Teakdeck eine Pfütze gebildet und irgendwie seinen Weg ins Innere gefunden. Zugegebenermaßen ist das Teakdeck nicht mehr das Beste und die Schraubenköpfe stehen bereits vielfach sichtbar heraus, sodass wir uns schon vor dem Kauf überlegt haben das Teakdeck irgendwann einmal zu ersetzen. Diese Saison muss es aber zunächst erst einmal geflickt werden, und so wandert die bewährte Teakdeckfugenmasse von Pantera auf unsere Einkaufsliste und ein Projekt für die nächsten Tage ist geboren.


Der nächste größere Punkt auf unserer Liste betrifft wiedermals die Davits, denn obwohl der Geräteträger samt Teleskopdavits bereits seit November montiert ist, finden wir erst jetzt die Zeit zum Testen des Kranens von Dinghy und Außenborder. Die Idee ist, zunächst unseren bestehenden Flaschenzug zu verwenden, über den wir bisher den Außenborder an Deck gehievt haben. Doch natürlich passt das bestehende System nicht so, wie wir es uns vorstellen. Daher wandern diverse Umlenkrollen, Drahtseile, Klemmen, Hebebänder etc. in den Einkaufskorb und wir warten wieder einmal auf eine weitere Lieferung. So langsam beginnen wir zu akzeptieren, dass wir die Wartezeit auf die neuen Segel mit diversen Projekten überbrücken werden.




Von unseren Stegnachbarn bekommt Eric ein Fahrrad geschenkt, das sie nicht mehr benötigen. Eine tolle Überraschung, denn wir hatten bereits darüber nachgedacht, wie wir das Laufrad ersetzen, aus dem Eric inzwischen herausgewachsen ist. Eric ist begeistert und fährt schon bald größere Strecken, bei denen wir alle drei auf unseren Rädern fahren. Vielleicht werden wir den Kindersitz auf unseren Rädern schon bald nicht mehr brauchen.
Riggcheck
Wir hatten bereits während der letzen Saison festgestellt, dass unser Rigg etwas an Spannung verloren hat, was durchaus normal ist. Wir überlegen, das Rigg von einem Rigger einmal komplett neu einstellen zu lassen, aber nach dem wir uns intensiver mit dem Thema auseinander gesetzt und mit Stegnachbarn ausgetauscht haben, entscheiden wir uns, das Thema selbst in die Hand zu nehmen. Zusammen mit der Trimmfiebel und der gut beschriebenen Zollstockmethode von Seldén gelingt es uns schließlich, das Rigg wieder auf die richtige Spannung zu bringen. Wir stellen dabei jedoch auch fest, dass sich unsere Backstagen nicht mehr so weit spannen lassen, wie sie idealerweise gespannt sein sollten. Ein weiteres Projekt für den nächsten Winter!


Wir schließen den Riggcheck mit einem Aufstieg in den Mast ab, bei denen Christoph sämtliche Wanten und Stagen und deren Verbindungen inspiziert. Zudem freuen sich Windmesser und Rigg über eine kleine Reinigung und frische Schmierung. Alles sieht soweit gut und sicher aus.
DIY Temperaturwarner
Seit unserem Umzug von der Futura auf die Wanderer vermissen wir, dass wir die Motortemperatur nicht mehr vernünftig überwachen können. Es gibt zwar ein Warnlicht, dass laut Anleitung bei 95 Grad Kühlwassertemperatur Alarm schlägt, doch das ist uns zu spät und passiv. Wir möchten die Temperatur gerne permanent im Blick haben, um rechtzeitig reagieren zu können, sollte ein Problem auftreten. Bei Temu bestellen wir uns ein paar einfache Elektrokomponenten für ein Warnsystem im Selbstbau: Ein einfaches Thermostat mit Digitalanzeige, Kippschalter und einen Summer.


Aus restlichem Sperrholz entsteht ein kleines Gehäuse, das wir mit schwarzem Holzlack lackieren. Ein Schalter dient zum An- und Ausschalten des Systems und ein weiterer Schalter zum Stummzuschalten des Summers. Den Themperaturfühler bringen wir mit einer Schlauchschelle am Abgaskrümmer an, wo er ziemlich unverfälscht die Temperatur des Motors messen kann. Das System funktioniert einwandfrei, gibt uns ein gutes Gefühl und erhöht die Sicherheit an Bord.
Saisonstart mit alten Segeln
Unsere neuen Segel lassen weiter auf sich warten und zwischendurch bangen wir bereits um unsere Segelsaison. Müssen wir eventuell unsere ganzen Griechenlandpläne über den Haufen werfen und neu planen? Doch es kommt anders, denn Sebastian von der Tuchwerkstatt Greifswald, bei der wir unsere Rolly Tasker Segel bestellt haben, schlägt vor, dass sie unsere alten Segel noch einmal auf Kulanz reparieren und kostenlos zu uns senden. Die neuen Segel werden wir stattdessen nach Griechenland senden lassen, um sie etwas später in Empfang zu nehmen.


Und so erreichen uns am 12. Mai unsere alten Segel wieder in Marina di Ragusa und retten unsere Griechenlandpläne. Und wie wir diese Zeilen schreiben, sitzen wir bereits über den Wettermodellen und bereiten uns auf eine Überfahrt in den nächsten Tagen vor. ⛵