Wiedersehen in Palma

Posted by Elvira & Christoph on 16 June 2023

Wir sitzen bei angenehmem Wind und Sonne im Cockpit und setzen von Ibiza aufs spanische Festland über, wie wir diese Zeilen schreiben. Doch bis hierhin ist viel passiert. So viel, dass wir etwas Schreibfaul geworden sind. Doch die lange Überfahrt ohne Handyempfang kommt genau richtig um diese Lethargie zu überwinden. Los geht's - viel Spaß beim Lesen.

Ibiza nach Mallorca

Als wir am 19.04.2023 in Ayamonte gestartet sind, hatten wir vor allem ein Ziel vor Augen, denn wir hatten ziemlich genau 6 Wochen Zeit um es nach Palma de Mallorca zu schaffen, wo wir mit Christoph's erstem Kind Lahjan über die Pfingsttage verabredet waren. Und so verlieren wir auf dem Hinweg nicht viel Zeit in Santa Eulalia und setzen von hier nach Mallorca über. Bei unserer ersten Nachtfahrt hatten wir uns so aufgeteilt, dass Elvira das Schiff bis Mitternacht steuert und Christoph ab da übernimmt - schlafen konnten wir am Ende jedoch beide nicht. So beschließen wir für diese Nachtfahrt, dass Christoph die erste Schicht übernimmt und so lange macht, wie er durchhält. Die Bedingungen sind viel besser als auf der ersten Nachtfahrt, was zum einen daran liegt, dass der Wind super passt und wir zügig voran kommen und zum anderen daran, dass Christoph vorgesorgt hat und sich zur Unterhaltung bei Netflix diverse Sendungen vorab runtergeladen hat, sodass er sie auch ohne Handyempfang abspielen kann. Irgendwann beschließt er schließlich, Elvira ihren Schlaf zu lassen und lenkt uns am nächsten Morgen gegen 7 Uhr in unsere erste Ankerbucht auf Mallorca. Diese Herangehensweise zahlt sich aus, denn Elvira kommt nachts auf ihren Schlaf und Christoph kann vor Anker einige Stunden Schlaf nachholen, während Elvira sich um Eric kümmert. Für mehrtägige Überfahrten mag dieses Setup vermutlich nicht funktionieren, doch für eine Nacht gefällt es uns soweit sehr gut.

Jetzt, da wir Mallorca erreicht haben, fällt eine Menge Druck von uns ab, denn wir wissen, dass wir unsere Verabredung rechtzeitig erreichen werden. Und so fühlt sich unsere Segelzeit auch tatsächlich mehr und mehr nach Segeln an, denn wir benutzen den Motor nur noch zum Ankern und kreuzen auch gegen den Wind die Küste in kurzen Schlägen entlang. Ja, das ist Segelfeeling pur!

Doch es wäre vermutlich kein Segeln, wenn nicht irgendwas die gute Stimmung trüben würde. Was eigentlich eine Routinekontrolle wäre, gerät zur Farce. Wir wollen das Öl im Getriebe messen und stellen fest, dass der Peilstab gebrochen ist. Das Gewinde steckt noch im Getriebe, der eigentliche Stab versteckt sich irgendwo in der Motorbilge und den Deckel, an dem man dreht, haben wir in der Hand. Großartig. Und das alles bei nahezu kompletter Flaute in der großen Bucht von Palma, wenige nautische Meilen vor unserer geplanten Hafeneinfahrt. Es ist zum Heulen. Christoph ist am Fluchen.

Eine 1 EUR Münze mit Schraubzwinge dichtet unser Getriebe ab. In Palma ersetzen wir auch noch unsere undichte Toilettenpumpe.
In Palma ersetzen wir auch noch unsere undichte Toilettenpumpe.
Eine 1 EUR Münze mit Schraubzwinge dichtet unser Getriebe ab.

Wir versuchen zunächst die Öffnung mit einem hölzernen Leckpropfen abzudichten, doch stellen schnell fest, dass das Holz das Öl noch entweichen lässt. Keine Ahnung wie gut die Dinger funktionieren, wenn sie ein Schiff mit Leck vorm Sinken bewahren sollen. Doch Christoph hat schließlich eine gute Idee, die uns schließlich sicher in den Hafen bringt. Wir bedecken das Loch mit einer 1 EUR Münze und klemmen diese mit einer Schraubzwinge fest. Was in der Theorie einfach klingt, bedarf in der Praxis die Ruhe und Geduld von Elvira, denn Christoph ist noch zu wütend um seine Idee in die Tat umzusetzen. Naja, Teamwork halt!

Mit einem Küchenmesser lässt sich das alte Gewinde schließlich herausdrehen. Der alte Lack ist ab! Jetzt markieren wir die Ankerkette mit Kunststoffmarkern.
Der alte Lack ist ab! Jetzt markieren wir die Ankerkette mit Kunststoffmarkern.
Mit einem Küchenmesser lässt sich das alte Gewinde schließlich herausdrehen.

In Palma angekommen haben wir noch zwei Tage bis zu unserem Wiedersehen mit Lahjan, die wir nutzen um einen neuen Ölpeilstab für unser Getriebe zu bestellen. Die Shipchandler ringsum die Marina scheinen alle unmotiviert, spezifische Motorteile zu bestellen, doch der Tipp von unserem Stegnachbarn zu Accastillage Diffusion rettet uns dann doch noch. Wir finden einen großen, gut sortierten Shipchandler, der innerhalb weniger Tage unseren neuen Ölmessstab liefern kann.

Wiedersehen in Palma

Heute ist der große Tag gekommen. Lahjan und seine Reisebegleitung Stefanie erreichen uns spät abends in unserer Airbnb-Wohnung in Palma. Für uns ist es das erste Mal seit 6 Wochen, dass wir außerhalb unserer Futura schlafen. Alles kommt uns ungewohnt groß, geräumig und komfortabel vor. Eric jauchzt vor Freude als er am nächsten Morgen seinen Bruder sieht und mit ihm Duplo spielt. Wir alle genießen die gemeinsame Zeit zusammen, gehen baden am Strand, erkunden die Innenstadt von Palma und haben rundum eine tolle Zeit zusammen. Leider sind die Pfingstferien nur sehr kurz und so ruft nach wenigen Tagen Lahjans Schulalltag ihn nach Deutschland zurück.

Christoph und Lahjan lassen Eric in Palma "fliegen". Die beiden Brüder beim Stadtbummel in Palma.
Die beiden Brüder beim Stadtbummel in Palma.
Christoph und Lahjan lassen Eric in Palma "fliegen".

Der Abschied fällt schwer, doch wir wissen auch, es sind keine 5 Wochen mehr bis wir unser Boot für 8 Wochen temporär gegen unseren Camper und viele vertraute Orte in Deutschland eintauschen werden.

Dinghy und SUP

Nachdem wir Palma verlassen haben, beginnen wir unser Dinghy und schließlich auch das SUP Board fortan intensiv zu nutzen. Wir haben nun die Zeit, tiefer in die Orte einzutauchen, die wir bereisen. Es bereichert unsere Ankertage sehr, mit Dinghy und SUP am Strand anzulanden, Höhlen zu erkunden oder einfach nur ein paar Runden durch die Bucht zu paddeln.

Die Futura strahlt vor Anker. In manchen Buchten trüben Feuerquallen den Badespaß.
In manchen Buchten trüben Feuerquallen den Badespaß.
Die Futura strahlt vor Anker.

Eric liebt es auf dem SUP mitzufahren und entgegen unserer Erwartungen ist das SUP'en mit ihm super unkompliziert und entspannt. Natürlich trägt er dabei seine Rettungswese, die er zu unserer größten Überraschung von nun an geradezu liebt, da er sie mit SUP oder Dinghy fahren in Verbindung setzt.

Selbstverständlich bringt das Dinghy seine ganz eigenen Probleme mit sich. Und so sitzen wir eines Tages voll beladen im Dinghy, bereit für einen Landgang mit Müllentsorgung und Großeinkauf, als der Motor schließlich entscheidet, dass er nun partout nicht mehr anspringen möchte. Christoph reißt mehrere Minuten lang am Seilzug bis er resigniert aufgibt und den Werkzeugkoffer holt.

Der Familienausflug im Dinghy muss warten. Elvira und Eric fahren mit dem SUP zum Strand.
Elvira und Eric fahren mit dem SUP zum Strand.
Der Familienausflug im Dinghy muss warten.

Es vergehen Stunden und aus dem geplanten Familienlandgang wird an diesem Tag leider nichts mehr. Doch nachdem Christoph die Zündkerze mit einer Drahtbürste wieder blank gebürstet hat, läuft der Motor am Abend tatsächlich wieder einwandfrei, sodass Christoph den Landgang und Einkauf schließlich abends noch alleine erledigt bekommt. Am Ende sind wir uns sicher, dass es eine Mischung aus verruster Zündkerze und unerfahrender Bedienung des Chokes war, denn dieser möchte unmittelbar nach dem Start erst ca. bis zur Hälfte wieder zurückgeschoben werden. Schiebt man ihn nicht direkt nach dem Start um die Hälfte zurück, nimmt er kein Gas an und stirbt nach kurzer Zeit ab. Schiebt man ihn jedoch zu früh zu weit zurück, stirbt er auch ab. Hier ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt.

Planänderung!

Neben dem Treffen auf Mallorca war unser zweites großes Ziel dieses Jahr über Sardinien bis schließlich nach Griechenland zu segeln. Da wir im Sommer jedoch eine achtwöchige Reise mit dem Camper nach Deutschland einschieben, hatten wir ganz naiv geplant, irgendwo auf den Balearen eine bezahlbare Boje zu finden, an der wir das Boot für diese Zeit sicher stehen lassen können. Nach intensiver Recherche mussten wir jedoch feststellen, dass bezahlbare Plätze für Boote auf den Balearen in der Hochsaison einfach nicht zu finden sind. Wir standen also vor der Wahl: Entweder direkt nach Sardinien weiterzusegeln in der Hoffnung dort einen bezahlbaren Platz zu finden oder das Boot auf dem spanischen Festland in einem günstigen Hafen unterzubringen.

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Kurz mal Beidrehen! ⛵

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Nach intensiver Beatrachtung der verschiedensten Variablen (Hafenkosten, Fluganbindung und -kosten), haben wir uns schließlich dazu entschieden, das Boot in der Nähe von Valencia in einem günstigen Hafen zu parken. Und damit ist dann auch die Entscheidung gefallen, dass wir dieses Jahr nicht mehr nach Sardinien und Griechenland segeln werden. Doch diese Entscheidung birgt auch etwas Gutes, denn sie hat uns den Anstoß gegeben, die Futura noch diesen Winter irgendwo auf dem spanischen Festland zu verkaufen, um Raum für ein neues, größeres Boot zu schaffen. Der Gedanke an ein größeres Boot treibt uns ja schon länger um und uns ist in den letzten Wochen bewusst geworden: Ja, dieses Leben auf dem Boot gefällt uns und wir möchten noch mehr von dieser Welt auf diese Weise erkunden. Nur eben mit einem Boot, das etwas größer, komfortabler und besser ausgestattet ist, und mit der Perspektive, dass es uns für viele Jahre genügen wird.

Nach dem Abendessen badet Eric im Hafen von Andratx. Eric kann sich stundenlang mit Steinen und Muscheln beschäftigen.
Eric kann sich stundenlang mit Steinen und Muscheln beschäftigen.
Nach dem Abendessen badet Eric im Hafen von Andratx.

Die Futura auf dem spanischen Festland zu verkaufen, ist für uns logistisch wesentlich einfacher zu gestalten als irgendwo in Griechenland oder Sardinien, und so erscheint uns der Zeitpunkt hierfür am Ende der Saison irgenwie passend.

Durch diese Entscheidung haben wir jetzt noch reichlich Zeit auf den Balearen übrig und wir bleiben noch einige Tage auf Mallorca. Besonders gut gefällt es uns in Andratx sowie auch das Bojenfeld von St Elm. Es ist das erste Mal, dass wir eine Boje dem Anker vorziehen, denn wir merken, dass in der aufkommenden Hochsaison die Ankerplätze so langsam knapper werden.

Erst zickt der Motor, doch abends darf Christoph doch noch mit dem Dinghy zum Einkaufen. Die Futura liegt sicher an einer Boje in St Elm.
Die Futura liegt sicher an einer Boje in St Elm.
Erst zickt der Motor, doch abends darf Christoph doch noch mit dem Dinghy zum Einkaufen.

Von St Elm aus starten wir schließlich früh morgens die Überfahrt nach Ibiza, denn der Wind erscheint uns günstig, dass wir eine längere Nachtfahrt vermeiden können. Der Plan geht auf und wir erreichen abends eine wilde, einsame Bucht, die wir ganz für uns alleine haben.

Wie genießen die raue Westküste Ibizas und finden in der Cala d'Albaraca erneut eine sehr wilde Bucht, die wir uns lediglich mit zwei weiteren Booten teilen. Das eine Boot, die WIND'O, kennen wir bereits, denn wir haben uns gegenseitig auf dem AIS verfolgt und ohne uns wirklich zu kennen unsere eigene kleine Mini-Regatta veranstaltet. Das erfahren wir aber erst am nächsten Morgen, als Christoph mit dem SUP zur WIND'O rübersetzt, um sie um Hilfe zu bitten. Was passiert ist? Unsere Ankerkette hatte sich im felsigen Untergrund verhakt und wollte partout nicht mehr hochkommen. Christoph erkundet die Lage mit der Taucherbrille und kann erkennen, wie sich die Kette unvorteilhaft um zwei Steine geschlungen hat. In diesem Moment beschließen wir zu unseren Nachbarn Kontakt aufzunehmen, um zu fragen, ob zufällig ein Taucher mit Equipment unter ihnen ist. Wir ankern auf über 10 Meter Tiefe und haben kein Handynetz und so ist es beruhigend zu wissen, dass noch eine andere Crew über unsere missliche Lage bescheid weiß. Leider ist kein Taucher unter ihnen, doch sie lassen sofort ihr Dinghy vom Davits herunter, um ggf. unser Heck mit ihrem Dinghy so versetzen zu können, dass die Kette um den Stein herum kommt.

Doch nachdem wir unter starkem Schub und Ruderlage achtern motoren und zudem noch etwas Kette runterlassen, gelingt es uns schließlich auch ohne den Einsatz des Dinghys die Kette wieder frei zu bekommen. Dennoch ist es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass uns die Crew der WIND'O sofort ihre Hilfe angeboten hat und wir sagen noch einmal: Merci à l'équipe WIND'O!

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