Nachdem wir die Saison mit einer langen Etappe von Sizilien nach Griechenland begonnen haben, verbringen wir die jetzt folgenden Wochen bewusst entschleunigt mit unseren Freunden Silvan, Manuela und Elias von der SY Joyfull.
Meganisi, Kalamos, Kastos und Ithaka
Als unser erster Sturm der Saison vorübergezogen ist freuen wir uns darauf die Bucht von Nidri endlich zu verlassen. Nicht, dass es uns nicht gefallen hätte, ganz im Gegenteil, aber wir sehnen uns nach kristallklarem Wasser und möchten endlich die Badesaison eröffnen. Gemeinsam mit der Joyfull segeln wir nur wenige Meilen zur Nachbarinseln Meganisi, wo wir zum ersten Mal überhaupt mit Landleinen ankern. Unsere Freunde haben das Manöver bereits mehrfach durchgeführt und so kommt es uns sehr gelegen, dass Silvan uns dabei hilft die Landleinen mit dem Dinghi zu ein paar großen Felsen auszubringen, während Christoph die Wanderer mit dem Heck zum Land hält.


Wir bleiben die einzigen beiden Boote in der kleinen Bucht. Die Kinder spielen gemeinsam am Strand und die ersten Fische der Saison gehen uns auch an den Haken. Zwei Tage bleiben wir bis wir schließlich nach Mitikas auf dem griechischen Festland weitersegeln. Unsere amerikanischen Freunde von der SY Farfelu liefern den passenden Geheimtipp zu Mitikas, den wir hier nicht vorenthalten möchten. Das kleine Fischrestaurant "Ozúzeri O Pharos" auf der Ecke direkt am Wasser ist ein echtes kulinarisches Juwel. Serviert wird ausschließlich Fisch. Ein Menü gibt es nicht, stattdessen wird der Fang des Tages präsentiert und zur Auswahl angeboten. Die Preise sind moderat und die Qualität hervorragend.


Wir ziehen weiter nach Kalamos und Kastos. Es lohnt sich die steilen Gassen in Kalamos "Stadt" abzulaufen, um die Aussicht auf die Küste zu genießen und das ein oder andere Café zu entdecken. Kastos is noch kleiner und schnell erkundet. Ein Besuch in der Taverne in der alten Windmühle ist aber sehr zu empfehlen.
Von Kastos segeln wir weiter nach Ithaka. Eigentlich planen wir einen Zwischenstopp in der "One House Bay" auf Atokos um uns die Wildschweine am Strand anzusehen, doch die Bucht ist bereits derart überlaufen, dass wir es erst gar nicht auf einen Versuch ankommen lassen. Ein paar Wochen später beschließen die griechischen Behörden schließlich das Ankern auf der Insel komplett jeweils für den Zeitraum Mai bis Oktober zu verbieten, um die Natur zu schützen. Wir können es verstehen.
Auf Ithaka geht uns ein ganz besonderer Fisch an den Haken. Ein Schermesserfisch. Eigentlich eher etwas fürs Aquarium doch bei uns landet so ziemlich alles in der Pfanne, was nicht giftig ist. Frei nach dem Motto: "Mit genügend Mehl, Butter und Knoblauch schmecken sie alle". Fazit: Schmeckt hervoragend! Eric ist bei uns an Bord übrigens der größte Fischliebhaber und verputzt problemlos einen Fisch alleine. Vormittags laufen wir die Bucht von Vathy an und wundern uns noch über die wenigen Boote vor Anker.




Gegen Nachmittag ist die Bucht dann rappelvoll was natürlich reichlich Potenzial für Hafenkino bietet. Der Ort ist ein ziemlicher Touristenmagnet was sich aber dadurch erklärt, dass er wirklich sehr schön ist. Der ganze Ort schmiegt sich wie ein U um die große Bucht mit reichlich Tavernen und Cafés direkt am Wasser. Wir gehen lecker essen, proviantieren im örtlichen AB Supermarkt und füllen unsere Wasservorräte umsonst am Spielplatz neben dem Gemeindehaus auf.
Kefalonia, Zakynthos und Olympia
Wir ankern noch eine Nacht am Filiatro Beach bevor wir Ithaka verlassen und weiter nach Kefalonia segeln, der Insel auf der wir vor wenigen Wochen nach unserer Überfahrt von Sizilien angekommen sind. In der Bucht von Agia Effimia haben wir das größte Angelglück der Saison. Silvan und Christoph ziehen einige Bläuel und Brandbrassen aus dem Wasser und wir veranstalten ein großes gemeinsames Fischessen. Überhaupt gefällt uns der Ort sehr. Wir werden Stammgast im örtlichen Angelladen und Eric schließt bereits Freundschaften auf dem Spielplatz, den wir täglich besuchen.
Wir segeln noch weiter in den Norden der Insel bis nach Assos, einem kleinen malerischen Ort mit venezianischer Festung und tollen Tavernen direkt am Wasser. In der großen Bucht vor Assos gibt es eine Höhle, in die man mit den SUP Boards ca. 20 Meter tief hineinpaddeln kann. Eric liebt das Erkunden der Küsten mit dem SUP Board und ist immer kaum zu bremsen und navigiert uns zu den spannendsten Stellen.
Am Nachmittag bringen wir ofenfrisches Sauerteig Focaccia zu unseren Freunden, die mit Landleinen tiefer in der Bucht vor Anker liegen. Man darf dabei nicht an das trockene Foccacia denken, das man in Deutschland bei der Pizzeria um die Ecke vorgesetzt bekommt. Unser Foccaccia, erinnert eher an Pizza Bianca, wie man sie im Raum Rom auf großen Blechen beim Bäcker bekommt. Mit reichlich Olivenöl, grobem Meersalz und Rosmarin - auch Silvan und Manuela sind begeistert. Asos bleibt dann die nördlichste Station für uns auf Kefalonia.


Wir kehren um gen Süden, machen noch einmal Zwischenstopp in Agia Effimia, das wir bereits so liebgewonnen haben und segeln dann weiter zur Südspitze von Kefalonia wo uns am Kap der Wind stärker als erwartet auf die Nase bläst. Unsere Freunde drehen um und gehen für eine Nacht in den Hafen von Poros, es ist die erste Nacht, die wir nicht gemeinsam mit unserem Buddyboat verbringen. Wir ankern stattdessen zunächst für wenige Stunden auf der Ostseite des Kaps am Skala Beach, warten den angesagten Winddreher ab und verlegen uns dann auf die Westseite des Kaps und verbringen dort eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen kontaktieren wir Costas der in Agios Nikolaos auf der Nachbarinsel Zakynthos einige kostenlose Mooringbojen anbietet. Er gibt uns grünes Licht und so segeln wir bei herrlichen Bedingungen in die kleine Bucht in der bereits einige weitere Boote an den Mooringbojen liegen. Ein junger Mann kommt mit dem Dinghy auf uns zu und weist uns routiniert ein um das Manöver auf dem engen Raum zu fahren. Wir haben bereits Leinen vorbereitet, doch die sind nicht nötig, denn die Bojen sind bereits mit Festmachern versehen und in windeseile befestigt. Der freundliche Empfang weist uns noch darauf hin, dass sowohl Waschmaschinen und Duschen für alle Gäste kostenlos zur Verfügung stehen. Es folgt der dezente Hinweis, dass man sich über einen Besuch in der Taverne sehr freuen würde. Wir finden das mehr als fair und es ist diese herzliche Art der Gastfreundschaft, basierend auf Geben und Nehmen, die wir an Griechenland so schätzen. Kurz darauf treffen auch Silvan, Manuela und Elias ein und wir verbringen einen tollen Abend in der Taverne mit Blick auf die Bucht.



Nach zwei Tagen an der Boje segeln wir nur wenige Meilen nach Süden und lassen vor Xigia den Anker fallen. Niemals haben wir klareres Wasser gesehen. Zudem sehen wir eine große Schildkröte, die in aller Ruhe am Meeresboden verweilt. Ein wunderschöner Anblick. Der Strand ist bekannt für seine Schwefelquellen, denen eine heilende Wirkung nachgesagt wird. Eine feine Nase mag einen dezenten Schwefelgeruch wahrnehmen, aufdringlich ist dieser jedoch nicht. Wir nutzen das glasklare Wasser um mit Pfannenwender bewaffnet dem Bewuchs am Rumpf der Wanderer etwas Einhalt zu gebieten.


Unsere dritte Station auf Zakynthos führt uns in die Bucht Ormos Keri, die noch ein kleines Highlight für uns bereithält: Zusammen mit unseren Freunden von der SY Joyfull besuchen wir eine Schweizerin, die sich hier mit ihrem Mann niedergelassen hat. Eigentlich kennt sie niemand von uns, doch sie ist die Mutter einer ehemaligen Mitseglerin auf der SY Joyfull und eben diese Mitseglerin sagte, wir sollten unbedingt bei ihrer Mutter vorbeischauen, wenn wir in der Gegend sind.
Gesagt, getan. Wir versuchen im Ort ein Taxi zu organisieren, doch ein Taxiunternehmen scheint es hier nicht zu geben. Wir fragen den Kassierer im örtlichen Supermarkt, der wiederum verlässt für uns kurz den Laden und vermittelt uns binnen einer Minute einen privaten Fahrer, der uns für 10 Euro in den Nachbarort zu unserem Ziel bringt. Typisch griechisch!
Die gute Frau hat sich mit ihrem Mann auf Zakynthos ein kleines Paradies geschaffen. Ein großes Haus und einige Nebengebäude zur Vermietung zieren das große Grundstück am Hang mit Blick aufs Meer. Dazu kommen ein paar Hühner, zwei Hunde, Olivenbäume für die Olivenölproduktion sowie ein Gemüsegarten. Wir verbringen einige schöne Stunden bei Kaffee, Kuchen und selbstgemachter Limonade und tauschen uns über das Leben in Griechenland aus. Es ist immer wieder spannend zu hören, wenn Menschen aus anderen Ländern im Ausland ihren Lebensmittelpunkt gefunden haben. Am Ende bekommen wir noch einige tolle Geschenke aus eigener Produktion mit auf dem Weg: Olivenöl, Zitronensirup, Granola usw.
Wir verlassen Zakynthos und segeln bei strammem Wind nach Katakolon am griechischen Festland. Katakolon ist ein kleiner Hafenort, der vor allem von Kreuzfahrttouristen frequentiert wird, die hier auf dem Weg zu den Ausgrabungen von Olympia einen Zwischenstopp einlegen. Je nachdem ob ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt, existiert der Ort scheinbar nur in zwei Zuständen: Entweder ist er ausgestorben oder es wimmelt nur so von Menschen.
Auch wir nutzen die Gegelenheit um die Ausgrabungen von Olympia zu besichtigen. Es gibt eine Zugverbindung, die uns direkt bis vor die Tore der Ausgrabungsstätte bringt. In brütender Hitze laufen wir über das weitläufige Gelände und bestaunen die antiken Bauwerke beziehungsweise das, was von ihnen übrig geblieben ist. Die klimatisierten Ausstellungsräume verschaffen zwischendurch etwas Abkühlung und präsentieren viele Funde vom Tontopf über Schmuck, Kettenhemden, Helmen bis hin zu riesigen Marmorstatuen. Nach so viel Kulturprogramm sind die Kinder hungrig und die Erwachsenen durstig. Wir kehren in einer der Tavernen ein während wir auf den Zug zurück nach Katakolon warten.




Abschied von der SY Joyfull, hallo SY Alegra
Es zeichnet sich langsam ab, dass unsere gemeinsame Zeit mit Silvan, Manuela und Elias hier in Katakolon zu Ende geht. In knapp zwei Wochen wollen die beiden zurück nach Zakynthos um einen Gast an Bord zu nehmen. Wir hingegen wollen uns am Festland entlang zurück nach Norden hangeln um möglichst noch vor unserem geplanten Flug nach Deutschland unsere Segel in Empfang nehmen zu können, die inzwischen in Preveza angekommen sind. Bevor wir uns verabschieden nehmen wir noch einmal den Bus nach Pyrgos und nutzen den dortigen LIDL für einen Großeinkauf. Wir bleiben insgesamt eine knappe Woche mit unseren Freunden in Katakolon und der Abschied tut uns allen ein wenig weh. Wir tauschen noch ein paar Abschiedsgeschenke aus und verabreden uns grob für ein Wiedersehen auf Korfu im September.
Wir haben Nordwind als wir Katakolon verlassen und kreuzen mehrere Stunden gegenan bis wir schließlich am Strand von Glifa den Anker fallen lassen. Es ist nicht wirklich eine geschütze Bucht doch wir schlafen ruhig und planen keinen Landgang. Am nächsten Tag entscheiden wir uns in einem Stück den Golf von Patras zu durchqueren, da der weiterhin stärker werdende Nordwind uns eigentlich keine andere Alternative lässt. Wir müssen nahezu den ganzen Tag motoren und lassen den Anker schließlich vor dem Ibiza Beach mit seinen interessanten Stelzenhäusern fallen. Von hier würde sich eigentlich ein Abstecher nach Messolongi anbieten, doch die Bucht ist aufgrund eines Hafenfestes zum Ankern gesperrt. Egal, man kann nicht alles sehen und es gibt viele weitere schöne Orte zu entdecken. Am Strand kommen wir mit ein paar lokalen Griechen in Kontakt, die uns noch wertvolle Tipps für die Weiterreise nach Norden geben.


Nach der langen Etappe am Vortag lassen wir es nun wieder ruhiger angehen und verlegen uns nur wenige Meilen weiter in die Bucht Ormos Oxias. Nicht nur, dass uns hier eine Dorade an den Haken geht, sondern es ereilt uns auch noch eine spannende Nachricht über die Cruiser App "noforeignland". Die Segelyacht Alegra ist in der Nähe und man sagt uns, dass die dreijährige Marlene unbedingt unseren Eric kennenlernen möchte. Wir verabreden ein Treffen in Astakos und die Chemie stimmt auf Anhieb. Sebastian, Anja und Marlene sind mit ihrer Dufour 45 Classic bereits seit sechs Jahren unterwegs, haben wie wir Deutschland schon vor vielen Jahren den Rücken gekehrt und besitzen ein Haus in Italien, das sie als Basis nutzen. Sie sind Abenteurer durch und durch, haben bereits auf Fahrrädern den Oman durchquert und sind mit Kajaks um Sardinien gepaddelt. Während die Kids miteinander spielen, tauschen wir Geschichten aus und trinken Eiskaffee.
Von jetzt an sind wir wieder mit Buddy Boat unterwegs. Das Wetter gibt ein bisschen den Takt vor und wir beschließen gemeinsam nach Mitikas zu segeln, um dort den kommenden Starkwind abzuwettern. Zusammen frühstücken wir Bougatsa, ein griechisches Blätterteiggebäck mit fluffiger Puddingcremefüllung, dass wir bereits bei unserem vorherigen Besuch in Mitikas kennen und lieben gelernt haben. Abends kommen noch Freunde der Alegra mit ihrem Katamaran Starlight III in die Bucht und wir gehen alle zusammen Pizza essen. Heribert kommt aus Deutschland doch lebt mit seiner maltesischen Frau Romina bereits seit einigen Jahren auf dem Katamaran. Die beiden werden hellhörig als wir von Portugal erzählen, denn auch sie treibt der Gedanke um irgendwo ein zweites Zuhause an Land aufzubauen. Ein Thema das viele Langfahrer immer wieder beschäftigt. Auch wir mögen die Abwechslung und tanken in der Regel in den Monaten November bis April neue Energie an unserer Wahlheimat Tavira an der Algarve. Es ist ein lustiger Abend, wir schießen gemeinsame Erinnerungsfotos, tauschen unsere AIS Nummern aus und hoffen, dass sich die Wege irgendwo wieder kreuzen werden.
Unsere Freunde Sebastian, Anja und Marlene bleiben uns aber noch eine Weile erhalten. Zunächst segeln wir weiter gen Norden nach Palairos, das uns zuvor von der bereits erwähnten griechischen Familie am Strand empfohlen wurde. In der Tat, wir lieben diesen kleinen, süßen Ort. Urige Bäckereien in kleinen Gassen, eine steiler Weg der zu einer hübschen Kirche führt und einen schönen Ausblick beschert und zudem noch zwei Spielplätze auf denen Marlene und Eric viel Zeit zum Spielen finden.
Wir würden eigentlich gerne noch einige Tage bleiben, doch wir möchten möglichst zügig Preveza erreichen damit wir die neuen Segel abholen und ausgiebig testen können, bevor unser Flug nach Deutschland geht. Daher verabschieden wir uns von unseren Freunden und verabreden ein Wiedersehen im ambrakischen Golf. Wir wollen in einer Bucht vor dem Eingang zum Lefkas Kanal ankern um mit der 10 Uhr Öffnung der Lefkas Brücke durch den Kanal zu fahren. Als wir bereits unterwegs sind bekommen wir einen Anruf von Sebastian und Anja. Planänderung: Sie segeln uns ebenfalls hinterher, denn sie haben soeben erfahren, dass die Brücke am morgigen Tag das letzte Mal öffnen wird, weil das Sicherheitszertifikat für die Schwimmbrücke ausgelaufen ist und sie danach bis auf weiteres gesperrt sein wird. Und so ankern wir am Abend nochmals gemeinsam in der Bucht von Ligia und gehen am morgen Anker auf um uns der Karawane durch den Kanal anzuschließen.


Die Brücke bleibt nur 15 Minuten offen und wir errechnen uns eine sinnvolle Zeit für die Einfahrt in den Kanal. Ein Schiff fährt sich nicht wie ein Auto und eine lange Karawane von Booten in einem engen Kanal kann bei Seitenwind schnell den Puls in die Höhe treiben. Einige Boote drängeln und überholen, was für uns nicht wirklich nachvollziehbar ist, da jedes Boot einen Vordermann hat, der ebenfalls durch den Kanal möchte. Vielleicht sind es die gleichen Menschen, die im Stau auf der Autobahn auf dem Standstreifen an allen vorbei fahren. Am Ende landen wir auf einem der letzten Plätze und passieren um 10:20 die Brücke. Der Brückenführer treibt mit wilden Gestiken noch den Gegenverkehr an, den die Schlange in die Gegenrichtung ist zu diesem Zeitpunkt noch etwas länger als unsere. Von anderen Seglern haben wir berichtet bekommen, dass die Brückenführer nicht immer so kulant mit der Zeit sind und die Brücke auch schon so manchem Boot vor der Nase zugemacht wurde. Verständlicherweise muss der Brückenführer auch die Autoschlange berücksichtigen, die entsprechend wächst, je länger die Brücke für die Seefahrt geöffnet bleibt.
Nachdem wir die Brücke passiert haben fahren wir in eins durch bis zum Ankerplatz vor dem Aktio Trockendock in Preveza. Es ist zwar Sonntag, doch wir wollen mit dem Dinghy anlanden und sehen, ob sich jemand findet, der uns unsere neuen Segel aushändigen kann. Wir haben Glück, das Büro hat zwar geschlossen, doch wie uns ein anwesender Arbeiter erklärt, lagern alle Palettenlieferungen frei zugänglich in einem Bereich neben dem Büro. Einen Nachweis, dass die Palette mit dem riesigen Karton uns gehört, benötigt er nicht. Griechischer Pragmatismus. Und so schnappen wir uns einen Zugwagen und schleifen die kostbare Fracht zu unserem Dinghy und wuchten sie wenige Minuten später angestrengt aber glücklich auf unsere Wanderer.


Am nächsten Morgen starten wir früh morgens bevor der Wind auffrischt um die alten Segel ab- und die neuen Segel anzuschlagen. Eine schweißtreibende Angelegenheit, die uns bis zum Vormittag beschäftigt. Bei der Genua gibt es leider eine kleine Überraschung: Der UV-Schutz wurde auf der anderen Seite des Segels angebracht, sodass wir die Reffleine nun entsprechend andersherum um die Trommel wickeln müssen. Im ungünstigsten Fall, könnte das bedeuten, dass wir die gesamte Leinenführung an Deck ändern müssten. Wir haben jedoch Glück und können mit minimalen Anpassungen die Leinenführung beibehalten.
Inzwischen hat der Wind stark aufgefrischt und wir segeln raumschots mit 20 Knoten Wind tiefer in den Ambrakischen Golf bis nach Vonitsa, wo bereits unsere Freunde von der SY Alegra vor Anker liegen. Wir liegen zwei Nächte gut geschützt neben der kleinen Halbinsel Koukoumitsa, die man unbedingt für einen Spaziergang rundum die Insel besuchen sollte. Es gibt dort eine kleine Kapelle und das Ufer ist gesäumt mit kleinen Seeigeln soweit das Auge blicken kann.


Wir liegen zwei Tage vor Anker, gehen gemeinsam Essen und mit den Kindern zum Strand und Spielplatz. Am dritten Tag nutzen wir den günstigen Wind um die Segel noch einmal ausgiebig auf allen Kursen zu testen. Zudem machen wir endlich etwas, das wir bereits seit Jahren vor uns herschieben: Wir machen ein MOB Manöver (Mensch über Bord).
Zuerst schmeißen wir dazu unsere Markierungsboje ins Meer, Eric ruft "Mann über Bord" und zeigt mit dem Finger auf die Boje, die er nicht aus den Augen lässt. Wir fahren eine Wende, ohne das Vorsegel anzufassen, sodass das Segel back steht und das Schiff folglich beidreht. Zügig rollen wir das Vorsegel weg, zentrieren den Baum und Elvira steuert die Boje gegen den Wind unter Hilfe des Motors an. Christoph schnappt sich die Boje und alles klappt bereits beim ersten Versuch.
Unter Realbedingungen bei einer Crew, die nur aus zwei Erwachsenen und einem Kleinkind besteht, bei schwerem Wetter, rauer See und Dunkelheit, wäre die Herausforderung jedoch eine völlig andere und deswegen ist das allerwichtigste an Bord überhaupt das Überbordgehen unbedingt zu vermeiden. Hierfür sorgen entsprechende Sicherheitsvorkehrungen wie Strecktaue, Rettungswesten mit Lifebelts und klaren Protokollen für die verschiedenen Situationen.


Nach unserem erfolgreichen Programm kehren wir nach Vonitsa zurück und ankern nun unmittelbar vor dem Strand von Vonitsa um einen letzten gemeinsamen Tag mit unseren Freunden zu verbringen. Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege, denn Sebastian, Anja und Marlene möchten zurück nach Italien zu ihrem Heimathafen in Roccella segeln, wo sie an Land ein Haus besitzen. Wir hingegen segeln zurück nach Preveza und werden am 19. Juli mit dem Kran aus dem Wasser gehoben. Unsere Wanderer wird mit dem Hochdruckreiniger von Bewuchs befreit und wird nun für ca. 6 Wochen an Land stehen, während wir nach Deutschland fliegen um Familie und Freunde zu besuchen.