Schrecksekunden

Posted by Elvira & Christoph on 7 April 2023

Wie wir kürzlich berichtet haben haben wir an unserer Futura gerade so einiges erneuert und gewartet. Da uns Elviras Eltern gerade besucht haben, ergab sich nun für uns die seltene Gelegenheit, einmal ganz ohne Kinder an Bord nur zu zweit einen Tagestörn zu machen um ein paar Dinge auszuprobieren.

Nun ja, leider lief nicht alles so wie geplant und wir hatten ein paar Schrecksekunden. 😱

Motorausfall beim Verlassen der Marina

Unser Boot liegt in der Marina Ayamonte an einem Seitenarm des Guadiana. Der Guadiana ist ein Fluss, der von Portugal nach Spanien fließt und an der Grenze zwischen beiden Ländern liegt. Um aufs offene Meer zu gelangen müssen wir immer erst ca. eine halbe Stunde den Fluss hinab fahren.

Wir haben zunächst wie gewöhnlich unseren Motor Check gemacht, den Motor einige Minuten laufen lassen und sind schließlich aus unserer Box und aus der Marina in den Fluss hinausgefahren. Alles hat soweit gut geklappt bis schließlich nach wenigen Minuten auf dem Fluss der Motor anfing zu stottern und ausging. Wir haben ihn versucht wieder zu starten aber er rumpelte nur auf ungewöhnliche Weise, ging wieder aus und lies sich schließlich gar nicht mehr starten.

Was macht man in einer solchen Situation? Zunächst einmal haben wir sofort unseren Anker ausgebracht und den Ankerball gehist. In der Fahrrinne ist das Ankern normalerweise nicht erlaubt, aber in einer Notlage wie dieser ist das Ankern wichtig um nicht manövrierunfähig im Fluss zu treiben und sich wichtige Zeit für die Fehleranalyse zu verschaffen.

Elvira hat dann zunächst mit Bootshaken und GoPro unter unserem Boot gefilmt um herauszunfinden, ob wir ggf. etwas im Propeller hängen haben. Parallel haben wir unseren Freund Peer angerufen um seine Einschätzung zum Problem zu bekommen. Wir haben dann entschieden die Dieselzufuhr noch einmal zu entlüften. Während Elvira inzwischen Gewissheit hatte, dass unser Propeller frei ist, hat Christoph die Dieselzufuhr über die kleine Handpumpe entlüftet bis wir es schließlich nach einigen Versuchen geschafft haben, den Motor wieder zum Laufen zu bringen.

Motorausfall beim Verlassen des Flusses

Wir haben den Motor noch etwa eine halbe Stunde laufen lassen bis wir uns schließlich sicher waren, dass er wieder ordnungsgemäß funktioniert. Also Anker hoch und weiter den Fluß hinab, Atlantik wir kommen! Doch unser Yanmar hatte andere Pläne und versagte schließlich genau in dem Moment den Dienst als wir durch die Mole ins offene Meer unterwegs waren. Der denkbar schlechteste Zeitpunkt für einen Motorausfall! Hier konnten wir nicht den Anker auswerfen und haben uns stattdessen dafür entschieden umgehend das Vorsegel zu setzen um mit der Kraft des Windes erst einmal durch die Engstelle zu kommen.

In dieser Situation, ohne Motor auf dem Meer, drei nautische Meilen flußabwärts unseres Liegeplatzes, war uns wirklich nicht ganz wohl und es sind Momente in denen wir mit unserem Abenteuerdrang hadern und uns fragen, warum wir nicht einfach mit einem Camper die Welt bereisen.

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Kurz mal Beidrehen! ⛵

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Zunächst einmal haben wir volle Segel gesetzt um zu testen, wie gut wir gegen den Wind hochkreuzen können. Man muss wissen, normalerweise nehmen wir die Segel runter, sobald wir die Flußmündung erreichen und motoren die 3 NM den Fluß hinauf bis zu unserem Liegeplatz. Aber da uns der Motor nun verlassen hatte, war dies unsere beste Option. Parallel versuchten wir das System weiter zu entlüften in der Hoffnung, dass uns der Motor wenigsten für ein paar Minuten in der Marina bereitstehen würde.

Und siehe da, das Hochkreuzen unter Segeln funktionierte besser als erwartet! Mehr noch, es hat richtig Spaß gemacht unter engem Seeraum und viel Verkehr den Fluß hinauf zu kreuzen. Eine Herausforderung, die unser sicherheitsbewusstes Denken unter normalen Umständen bisher nie zugelassen hatte, aber jetzt einfach eine Notwendigkeit war.

Crash Landung in der Marina

Wir haben schließelich noch so lange wie möglich mit der Handpumpe entlüftet bis kurz bevor wir unter Segeln Kurs auf die Marina Einfahrt genommen haben. Jetzt kam der Zeitpunkt den Motor zu starten und zum Glück sprang er auch tatsächlich wieder an.

Wir konnten jedoch nur mit minimaler Drehzahl fahren und konnten die Segel erst im letzten Moment runter nehmen, unmittelbar bevor wir die Marina Einfahrt erreichten. Natürlich hat sich hierbei auch noch die Trommel vom Vorsegel verklemmt und wir mussten das letzte Stück Tuch kurzerhand mit einem Bändsel fixieren.

Wir haben eigentlich einen Liegeplatz tief in der Marina, doch unter diesen Bedingungen konnten wir nichts riskieren und haben stattdessen unmittelbar am ersten Steg seitwärts angelegt. Direkt beim Aufstoppen ist der Motor dann auch wieder ausgegangen, was aber kein Problem war, da Elvira bereits an Land übersteigen konnte und wir die Leinen in windeseile festmachen konnten.

Fazit

Den Motor zu verlieren ist natürlich nicht schön und hat uns Grünschnabeln erst einmal einen Schrecken eingejagt. Insgesamt muss man jedoch sagen, dass wir mit der Herausforderung sehr gut umgegangen und wieder einmal daran gewachsen sind. Wir haben zügig notgeankert, wir haben zügig das Vorsegel gesetzt um durch die Mole zu kommen, wir sind den Fluß hinaufgekreuzt und nahezu ohne Motorunterstützung zurück in die Marina gekommen. Zudem haben wir den Motor am Folgetag noch einmal ordentlich entlüftet bekommen und kennen ihn nun nochmal viel besser inklusive der drei nützlichen Dekompressionshebel an den Zylinderköpfen, die wir bisher noch nicht kannten.

Im Nachhinein ist uns wieder einmal bewusst geworden, dass Vorfälle wie dieser einfach zum Segeln dazu gehören. Jeder Segler kann von Situationen wie diesen berichten und es ist einfach Teil der Herausforderung. Entweder lernt man mit diesen Situationen umzugehen oder man bleibt an Land.

Wir stechen am 14. April in See, Kurs Mittelmehr, im Mai treffen wir uns mit Lahjan auf Mallorca. Wir sind schon gespannt, welche Herausforderungen uns auf dem Weg dorthin erwarten werden.

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