Nachdem wir Almerimar hinter uns gelassen haben, ist alles, was danach kommt, Neuland für uns. Der Abschied aus Almerimar fällt uns recht leicht, weil wir voller Neugier sind auf das, was uns jetzt erwartet.
Wir haben in den Tagen in Almerimar noch ein sehr nettes Segler-Pärchen aus Deutschland kennengelernt, was uns am Tag unserer Abreise sogar noch eine Führung durch ihren neu erstandenen Katamaran gibt. Wow - was für ein Platzangebot das ist, genial! Da kann unsere kleine “Studentenbude” unter den Segelbooten nicht mithalten, aber wir stehen ja auch noch ganz am Anfang unseres Windwanderer-Lebens. Mal sehen, was für Boote wir noch so durch die Meere segeln dürfen in der Zukunft. 😉
Dieser Motor raubt uns noch unsere letzten Nerven!
Kaum haben wir abgelegt und uns noch gefreut, wie gut alles klappt, sind sie wieder da, unsere altbekannten Probleme. Wir haben in Almerimar - so denken wir zumindest - erfolgreich am Motor gearbeitet und ihn zum Laufen gebracht. Die kaputte Schraube wurde ersetzt, was uns zwar wieder ein paar graue Haare mehr bescherte, aber am Ende haben wir es mit vereinten Kräften geschafft. Die neue Schraube sitzt und der Motor läuft - zumindest im Hafen.
Nach Verlassen des Hafens von Almerimar sackt dann leider nach kurzer Zeit die Drehzahl ab und schließlich geht der Motor aus. Verdammt, was soll das immer mit diesem Motor?! Mit aufsteigender Unruhe und näher kommender Stahlboje versuchen wir, die Situation möglichst ruhig zu lösen. Wieder einmal haben wir Luft im Dieselsystem. Dieses Mal ist es jedoch anders als zuvor. Immer wieder läuft der Motor nach dem Entlüften, stirbt jedoch nach etwa 15 Minuten erneut wieder ab. Nein, so macht es keinen Spaß, stellen wir ernüchternd fest. Zurück in den Hafen ist ohne Motor keine Option und so machen wir uns an die Fehlersuche und stellen uns mental bereits darauf ein, nochmals an den Filtern fummeln zu müssen. Glücklicherweise fällt Christoph vorher jedoch noch etwas anderes ins Auge. Der Schlauch, der vom Vorfilter zur Dieselpumpe läuft, hat sich an der Seite der Dieselpumpe etwas gelöst. Nachdem wir die Mutter wieder fest anziehen und sicherheitshalber noch etwas Hylomar dran schmieren, läuft der Motor danach bis heute tatsächlich einwandfrei. Nichtsdestotrotz haben die vielen Motorausfälle unser Vertrauen in den Motor doch etwas beschädigt.
Nachdem diese Krise - vorerst - überstanden ist, fokussieren wir uns auf die bevorstehende Nachtfahrt.
Besser zu wenig Wind als zu viel
Die letzten Tage in Almerimar haben wir uns immer mehr mit dem Gedanken der ersten Nachtfahrt auseinandergesetzt, denn unser Zeitplan verlangt, dass wir almählich die Balearen erreichen. Und so kam es dann auch: Unsere allererste gemeinsame Nachtfahrt steht vor der Tür - Aufregung und positive Anspannung breiten sich aus. Es ist recht wenig Wind angesagt, aber wir wollen auf unserer ersten Nachtfahrt lieber mit einer Flaute statt einem Sturm zu kämpfen haben.
Elvira übernimmt die erste Nachschicht. Eric und Christoph gehen am Abend schlafen und Elvira hatte die volle Verantwortung. Bei Unsicherheiten oder einem nötigen Gang aufs Vorschiff kann sie aber jederzeit Christoph wecken - so werden wir es sicherheitshalber immer handhaben. Als dann nach einem eher bewölkten Sonnenuntergang etwas später der Mond aufgeht, wird es heller und die Stimmung ist sehr ruhig und entspannt. Leider auch beim Wind, denn da geht irgendwann gar nichts mehr. Bei raumen Wind segeln wir nur unter Vorsegel und haben dies für die Nacht auch bereits etwas gerefft, um in langsamer Fahrt möglichst ohne größere Segelanpassungen durch die Nacht zu kommen. Irgendwann machen wir jedoch 0 Knoten Fahrt durchs Wasser, jedoch noch immer 2 Knoten Fahrt über den Grund, da wir die Strömung glücklicherweise zu unseren Gunsten haben. Vielleicht sollten wir uns eher die “Strömungssegler” nennen?! 😆
Nachdem Elvira noch Besuch von einem Delfin bekommt, werden um Mitternacht die Rollen getauscht und Christoph darf die Verantwortung übernehmen. Auch er erlebt die Nachtfahrt als angenehm und ruhig. Nur leider können wir beide in unseren Erholungspausen nicht schlafen, was den Tag danach recht zäh gestaltet.
Am Morgen müssen wir dann doch den Motor wieder anschmeißen, was wir nachts aufgrund der unsicheren Lage mit dem Motor nicht machen wollten. Pünktlich zum Aufwachen von Eric begrüßen uns nach Sonnenaufgang einige Delfine. Es ist herrlich, sie durch das Wasser gleiten und springen zu sehen, einfach immer wieder schön!
Nun sind wir schon deutlich entspannter was die nächsten Nachtfahrten angeht und freuen uns, dieses Erlebnis bereits mitgemacht zu haben - trotz Schlafmangel.
Ankernächte und Leichtwindsegel
Die nächsten beiden Nächte verbringen wir dann vor Anker. Die nächste Nacht nach der Nachtfahrt gehen wir pünktlich ins Bett, um unsere Akkus wieder aufzuladen. Leider sind die Nächte aber auch wieder recht rollig, was zum Schlafen etwas unangenehm und in Kombination mit den Geräuschen des Windes und allerhand Geklapper noch etwas Gewöhnung bedarf.
Alles in allem gefallen uns unsere Aufenthalte in Ankerbuchten aber immer sehr gut. Es ist ein besonderes Gefühl, auf dem Meer zu sein, umgeben von Wasser, Natur, Strand und hier und da anderen Segelbooten.
Als weiteres Highlight haben wir das erste Mal unsere Leichtwindsegel ausprobiert. Wir hatten es im Hafen von Almerimar bereits einmal installiert und hochgezogen, sozusagen als Trockenübung, und nun ist der Wind so schwach und achterlich, dass wir das Segel endlich einmal ausprobieren wollen.
Beim zweiten Versuch steht das Segel richtig gut im Wind und es ist einfach ein tolles Segeln damit! Wir sind begeistert! Bei ca. 4 Knoten Wind machen wir 2-3 Knoten Fahrt, was eine wirklich gute Ausbeute ist. Wir können auf Raumwindkurs gut vorankommen und sind sogar zum ersten Mal schneller als andere, größere Boote, die mit uns auf gleichem Kurs unterwegs sind.
Von Cartagena auf die Balearen
Nach den letzten Nächten ist dann aber auch mal wieder ein Hafenaufenthalt nötig - Körper sowie Wäsche waschen, einkaufen, bewegen und durch das hübsche Örtchen Cartagena spazieren. Dort lernen wir ein richtig nettes Pärchen aus Schottland kennen, die uns auf ihr Boot zum Kaffee und Rundgang einladen. Eric geben sie Brot, um die Fische zu füttern, was ihm sehr gefällt. Seitdem schaut er immer erwartungsvoll aufs Meer und sagt “Fische?!”.
Aber auch hier sagen wir nach ein paar Tagen wieder Tschüss und machen uns auf den weiten Weg auf die Balearen. Dies bedeutet wieder eine Nachtfahrt und wenig bis kein Schlaf. Es ist eine lange Reise und wir haben die Entfernung etwas optimistisch eingeschätzt. Nachdem der Wind nachts in Christophs Schicht wieder total abflaut, starten wir gegen 4 Uhr morgens doch wieder den Motor, um etwas Fahrt aufzunehmen, denn schließlich haben wir noch ein gutes Stück vor uns. Nach ganzen 37 Stunden erreichen wir schließlich um 22 Uhr abends Formentera - was für ein Segen! Zum ersten Mal ankern wir erst spät abends bei völliger Dunkelheit in einer ruhigen Bucht. Das nicht alle Segler ihr Ankerlicht eingeschaltet haben, gestaltet die Suche nach dem richtigen Platz noch etwas aufregender! Endlich können wir wieder etwas Schlaf reinholen, mit dem wohligen Gefühl, es tatsächlich eigenhändig mit unserer Futura auf die Balearen geschafft zu haben. 🙂
Aber wir sind natürlich nicht die einzigen Segler, die hier auf die Balearen kommen. Schnell stellt sich heraus, dass Ankerbuchten hier deutlich voller sind, ebenso bei den Marinas ist eine Vorabreservierung durchaus angebracht.
Wir haben tolle Buchten und Strände auf Formentera gesehen, dort geankert und die Aussicht genossen. Jetzt befinden wir uns in der Marina Santa Eulalia auf Ibiza. Es ist ein netter Hafen mit einem schönen, kleinen Ort voller Cafés und Restaurants. Es gibt viele Touristen hier und die Preise liegen spürbar höher als auf dem spanischen Festland.
Jetzt heißt es erstmal auf guten Wind zu warten, um weiter nach Mallorca oder Cabrera zu gelangen. In Palma de Mallorca treffen wir in einer Woche Christophs großen Sohn Lahjan, worauf wir uns sehr freuen. Wie es danach weitergeht, ist noch sehr ungewiss. Fest steht aber, dass wir uns auch wieder mal ein paar Arbeiten am Boot widmen müssen: Der Motor läuft zwar aktuell, leckt jedoch nach wie vor Diesel. Durch verschiedene Tests mit angebrachten Plastiktüten und Küchenpapier haben wir jedoch zumindest inzwischen Gewissheit, dass es der Vorfilter ist, der leckt - was voraussichtlich bedeutet, den Vorfilter erneut aus- und wieder einzubauen -, die Toilettenpumpe leckt ebenfalls und muss abgedichtet werden und wer weiß, was sich bis dahin noch ansammelt. Zu tun gibt es ja immer etwas an Bord, was uns bisher auch jeder andere Bootsbesitzer bestätigt hat. Wir hoffen, alle kommenden Herausforderungen zu meistern und daran zu wachsen.